Montag, 6. September 2010

Was sind Dämonen?

In der vorrationalen Welt war der Glaube an Dämonen bei allen Völkern allgegenwärtig. Das ist er auch heute noch in Stammesgesellschaften. Generell bezeichnete man damit Mächte, die (anscheinend) stärker waren als das, was der Mensch alltäglich erlebte. Immer mehr aber wurde die Bezeichnung“Dämon” jenen Mächten zugelegt, die der Mensch für sich als hinderlich und quälend empfand. So gab und gibt es bsw. Krankheitsdämonen, weil man ja nicht krank sein wollte und doch krank wurde.
In einem solchen, vom Dämonenglauben bestimmten Umfeld, wirkte Jesus.
Bei der Befreiung des Gardareners zeigt sich ganz deutlich, dass er von rasenden Dämonen geplagt wurde, die darum baten in eine Schweineherde fahren zu dürfen. Sie waren also auf das Sinnlich - Materielle gerichtet. Aber ihre Raserei brachte es mit sich, dass sie sogleich das was sie wünschten - nämlich in den Schweinen bleiben zu dürfen - zerstörten. Sie stürzten die Schweine von der Klippe und verloren so ihren Wirt, um den sie eben noch bettelten.

Das zeigt, dass in ihnen keinerlei Vernunft ist, und es sich keinesfalls um intelligente, raffinierte Wesen handelt, wie es heute von simpel gestrickten Christen verstanden wird.

Ganz klar zeigt das Beispiel des Gardareners, dass es sich bei seinen Dämonen um miteinander nicht zu vereinbarende und deshalb sich gegenseitig bekämpfende Teilaspekte seiner Persönlichkeit handelten. Er war ein innerlich zerrissener und deshalb so unsäglich gequälter Mensch. Die Befreiung bestand darin, dass Jesus diese Teilaspekte gänzlich von ihm trennte.

Wenn es Dämonen jemals gab, muss es sie auch heute noch geben. Und wenn man der Sache nachgeht, sieht man auch, dass es “sie” gibt. Nur bezeichnen wir sie nicht mehr mit einem volkstümlichen Begriff, sondern können heute mehr und mehr verstehen, was sie eigentlich sind: Dissoziationen der menschlichen Psyche. Durch das Verständnis ist auch ein anderer Umgang mit “ihnen” möglich.
Ein weiterer Aspekt ist das Einwirken Verstorbener auf desolate Seelen, wie es u.a. bei der Gottliebin Dittus der Fall war.


"Dämonen heute"

Die heutigen Seelsorgefälle, wo man meint Dämonen als intelligente, raffinierte, selbstständige Wesen feststellen zu können, unterschieden sich gravierend von den Fällen in der Bibel. Die biblischen “Dämonen” lästerten nicht Gott, während man heute gerade da von Dämonen spricht, wo Gott gelästert und unflätig beschimpft wird oder man nicht beten kann. In der katholischen Kirche kommt noch hinzu, dass sie kein Weihwasser vertragen und anderes, was nur aus dem katholischen Glaubensverständnis abzuleiten ist.
Das zeigt wiederum ganz klar, dass wir es hier mit Menschen zu tun haben, die einstmals eine Abneigung gegen das Christliche oder spezifisch Katholische entwickelt haben, oder meinten irgendwelche religiösen Forderungen erfüllen zu müssen, denen sie innerlich nicht nachkommen wollten. Dadurch kommt es zu religiös motivierten Dissoziationen Auch spielt die Angst vor der ewigen Verdammnis bei vielen Dissoziationen eine herausragende Rolle.

Fazit, das was früher als Dämonen bezeichnet wurden, kennt man auch heute noch, aber es ist nicht das, was der unwissende Christ darunter versteht.

Freitag, 16. Juli 2010

Vom Glauben zum Schauen


Für die meisten Gläubigen sind Gott und die unsichtbaren Welten, einschließlich ihrer Wesen etwas “Verborgenes” (lat. “okkultes“), und so soll es auch nach Meinung vieler bleiben. Sie wollen nichts davon wissen. Entsprechend sieht dann natürlich die Bibelauslegung aus. Rein willkürlich, da man keine übersinnlichen Erkenntnisse, keine Einsichten in Zusammenhänge hat.
Dabei sollte doch der Glaube als übersinnliches Wahrnehmungsorgan dienen: “Durch den Glauben nehmen wir wahr, dass die Welten durch Gottes Wort geschaffen sind.” (Hebr. 11,3). Durch ihn wird unser Sinn und damit unser Wahrnehmungsvermögen auf das Übersinnliche gerichtet. “Trachtet nach dem, was droben ist.” (Kol. 3,2), werden wir ermahnt. Die Ausrichtung nach “oben” genügt aber noch nicht, um wirklich etwas wahrzunehmen. Deshalb heißt es “Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.” (Mt. 5,8). Um ein reines Herz zu bekommen ist Heiligung nötig. Wiederum heißt es deshalb “Ohne Heiligung wird niemand den Herrn schauen.”
Ein reines Herz kann man mit einem Spiegel vergleichen. In einem Spiegel ist nichts eigenes, sondern er gibt nur wieder, was sich in ihm spiegelt. Wenn in uns Emotionen sind, wie Wut, Hass, Ärger, Zorn, Angst, Furcht so ist das, wie wenn der Spiegel blinde Flecken hätte, oder wie wenn Wolken vor den Himmel ziehen.
Aber auch Vorurteile binden unseren Geist, so dass er nicht die Wahrheit erkennen kann. Deshalb sollten wir uns um Objektivität bemühen. Alles so da sein lassen, wie es ist. Das fällt uns oft nicht leicht. Wir Menschen haben ein Interesse daran, die Wirklichkeit zu entstellen, d.h. sie anders wahrnehmen zu wollen, als sie wirklich ist. Wir meinen nämlich oft, die Wahrheit nicht ertragen zu können. So lügen wir uns lieber etwas vor.
Furchtlos der Wahrheit ins Antlitz zu schauen lernt aber der, der weiß, dass er ein ewiges Wesen ist und ihn nichts und niemand vernichten kann.

“Unser Wandel ist im Himmel” (Phil.3,20). Also sollten wir uns da ein bisschen auskennen. Unser ewiges Ich ist immer in der unsichtbaren Welt. Es hat nur seine Wahrnehmung auf das Sinnlich-Sichtbare gerichtet und deshalb meinen wir Menschen, wir lebten ausschließlich hier auf Erden. Das ist aber ein Trugschluss. Deshalb müssen und sollen wir nicht warten, bis uns alles nach dem Tod, wie einige meinen, offenbar wird (wenn wir unser übersinnliches Erkenntnisvermögen nicht hier entwickeln, werden wir da auch nicht viel wahrnehmen), sondern hier und jetzt soll es geschehen.
Die Nahtoderlebnisse und die weitere Entwicklung derer, die nicht zurückkommen kann prinzipiell jeder von hier aus verfolgen. Ganz einfach weil wir uns selbst schon in diesen Welten aufhalten.
Dazu muss man natürlich nicht Christ sein. Das kann jeder Mensch, der sich um Reinheit bemüht, der nicht irdisch gesinnt ist.
Solche Menschen gab es schon immer. Sie wurden “Menschensöhne” (Eph. 3,5) genannt. Nur das Geheimnis der Auferstehung konnten sie noch nicht erkennen.
Ein solcher Menschen begegnet uns in der Frühzeit des Christentums. Er schrieb in einem Brief “Könnte ich euch etwa nicht auch Himmlisches schreiben? Ich fürchte nur, dass ich euch Unmündigen Schaden zufüge (…) auf dass ihr unfähig es zu fassen, (nicht) erstickt. Bin doch selbst ich, ob ich auch (…) die himmlischen Dinge und die Rangordnungen der Engel und der Fürstentümer , Versammlungen, Sichtbares und Unsichtbares wohl verstehen kann, um deswillen noch kein Jünger.” (Ignatius an die Trallianer 5, 1-2).
Wie weit sind wir doch von den Erwartungen, die Jesus und die Apostel an die Jünger Jesu hatten, entfernt. Schon damals rügte Jesus, dass die Menschen so blind waren: “Wenn ihr eine Wolke von Westen aufsteigen seht, sagt ihr alsbald, es gibt Regen. (…) Heuchler! Das Angesicht der Erde und des Himmels wisst ihr zu beurteilen; wie aber kommt es, dass ihr diese Zeit nicht beurteilen könnt?” (Luk. 12, 56). Was würde Jesus heute sagen, wo wir davon reden, dass in Christus alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis seien (Kol. 2,2), wir aber jede Offenbarung solcher Schätze als “über die Bibel” hinausgehend, also als unbiblisch ablehnen? Sind wir nicht da noch größere Heuchler?
Dazu gäbe es noch viel zu sagen.

Montag, 5. Juli 2010

Wie Glaube funktioniert

I.
1) Der Mensch ist unfrei. Er ist ein Gebundener in Finsternis (Jes. 61,1;Wsh. 17,2; Jph. 12,46; Eph. 5,8; Jo. 8,32 u.v.m.) Er wird ausschließlich vom Lustunlustprinzip bestimmt. Seine Vorstellungen bestimmen den Inhalt seiner Lust und Unlust.

2) Aus diesem Grund kann kein Mensch von sich aus zu Jesus kommen und ihn als Retter annehmen.
Das ist nur möglich, wenn ihn der Vater zieht (Jo. 6,44).
Wie zieht der Vater einen Menschen zu Jesus?
Indem der Menschen durch seine Lebensumstände verschiedene Erfahrungen macht, die ihn schließlich befähigen davon überzeugt zu werden, dass Jesus die Lösung seiner Probleme ist (Prinzip: “Bekehre Du mich, so will ich mich bekehren.” Jer. 31,18). Die Entscheidung für Ihn (übergabe des Lebens, Sich-bestimmen - lassen von seinem Wort) erfolgt dann, wenn das Erlösungsbedürfnis größer ist als alles das, wovon man meint in der Nachfolge verzichten zu müssen, was einem aber noch Lust bereitet.

3) Welche Aufgabe haben wir Christen?
Kurz gesagt, den Menschen die rechten Vorstellungen zu vermitteln. Dies geschieht durch die Verkündigung der Wahrheit (Apg. 17,4; 28,24), durch das Weitersagen von Erfahrungen, durch entsprechende Zeichen und den eigenen Lebenswandel.
Je nach den Vorstellungen, die der einzelne Mensch besitzt (s. I,2), wird ihm dies oder jenes glaubhaft oder auch nicht vorkommen. Er wird also von diesem oder jenem überzeugt werden.
Auch derjenige, der sich bereits für Christus entschieden hat, wird in der Praxis auch nicht allesglauben, möglicherweise aber alles, was in der Bibel gesagt wird, für “wahr” halten, aus dem gleichen Grund.
Die entsprechenden Vorstellungen bestimmen also das Maß des Glaubens (Rö. 12,3). Jeder hat damit zunächst einen beschränkten Glauben, der aber durch die entsprechenden Vorstellungen, die nun auch durch die eigenen Erfahrungen mit Christus gemacht werden, wächst (2.Ko. 10,15; 2.Th. 1,3)
Reden und Handeln über das Maß unseres Glaubens wirkt nicht überzeugend, sondern unglaubhaft. Handeln führt zu Misserfolg.

4) Da der Weg des Glaubens ein Einweihungsweg ist (Hebr. 10,20), d.h. die Erfahrungen, Erkenntnisse und Fähigkeiten nur von dem erworben werden kann, der diesen weg geht, kann der Glaubende nicht von Außenstehenden verstanden oder beurteilt werden (1. Ko. 2,15), während der Geistesmensch prinzipiell alles beurteilen kann (1.Ko. 2,15).
Deshalb kann er auch - je nach seiner Einsicht - das “Warum?” der Menschen beantworten.Eine große Aufgabe liegt darin, von der durch den Glaubengewonnenen Erkenntnis der Wahrheit aus, alle naturwissenschaftlichen Gebiete zu ordnen und die entspr. Naturwissenschaftlichen Theorien zu korrigieren, d.h. dem Menschen ein wahres Weltbild zu geben.

II.
1) Alles strebt nach Ruhe, Ausgewogenheit, Ausgeglichenheit.
Materie, wenn sie nicht von Außen bewegt wird, ruht immer (Stein). Das Tier, insofern es nicht vom Geschlechts- oder Selbsterhaltungstrieb getrieben wird, ebenfalls. Gott ruht ständig in sich selbst. Der Mensch will „seine Ruhe“ haben.
Unerschütterliche Ruhe findet er aber erst durch das Eingehen in die Ruhe Gottes (Hebr. 4, 10-11).

2a) Auf Grund dieses Strebens, stoßen alle neuen Vorstellungen (Ideen), die ja auch ein neues Handeln bedingen, bei uns auf einen gewissen Widerstand, der sich solange bemerkbar macht, bis uns die neuen Vorstellungen „in Fleisch und Blut“ übergegangen sind (anders ausgedrückt: „Kopf- zu Herzensglaube“ geworden ist).
Die neuen Vorstellungen gehen vom Kopf ins „Herz“, indem man sie willentlich festhält und das für „richtig“ Erkannte tut, trotz aller Anfechtung. Dadurch werden die neuen Vorstellungen und Handlungsweisen mit Lust verbunden. Denn ich kann nur das Festhalten, von dem ich annehme, dass es mir zukünftig mehr Lust bringen wird als alles Gegenwärtige.
Die Kraft des Herzens ist Lust oder, anders ausgedrückt Sympathie, Liebe.
Ein Unterschied besteht nur in dem, was die Menschen lieben (I,1).
Unlust, Hass, Antipathie entstehen nur dort, wo wir das, was wir lieben und an dem wir demzufolge hängen, gefährdet sehen. Wir werden dadurch beunruhigt, unruhig.

b) Alle Anfechtungen, die durch das Festhalten des Neuen (Vorstellungen usw.) bedingt werden, haben ihre Wurzel im Loslassenmüssen dessen, was uns bisher lieb war oder teilweise noch ist. Sie ist Ausdruck der Unlust gegenüber dem Neuen, das das Alte gefährdet.

Da wir das Neue als „göttlich“ und damit „gut“ ansehen, können wir logischerweise das, was dem Göttlichen widerstreitet, nur als „böse“ ansehen.
Vorher war es uns nicht immer oder überhaupt nicht als „böse“ bewusst.
Wenn ich mich daher aus freiem Entschluss für Gottes Wesen (Liebe) und Willen entschieden habe, so bin ich in diesem Willen automatisch distanziert von dem was vordem mein Wesen und Wollen bildete. Ich bin erlöst (2.Ko. 1,10).
Da ich mich nicht mehr mit meinem bisherigen Wesen identifizieren kann und will, und auch nicht mehr brauche (mir aber mein „altes Wesen“ mit allen Begierden - die genau noch so lebendig sind wie vorher - bildlich, wie ein „alter Mantel“ anhängt) werden die aus dem „alten Wesen“ hervorgehenden Anfechtungen als „Anfechtungen Satans“, die „feurigen Pfeile des Bösen“, als „Einflüsterungen Satans“ usw. bezeichnet.
Aber das alles kommt eben nicht von Außen, sondern ist nur die Wirkungsweise meines bisherigen Wesens, von dem ich mich distanzieren will. Es ist die „Stimme des Fleisches“ (Jak. 1,14).
Aus diesem Grund kann jeder Christ mit Paulus sagen: „Wenn ich dieses, was ich nicht will ausübe, so vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde.“ (Rö. 7,20; vgl. 7,17). Von ihr, bzw. meinem „alten Wesen“ werde ich noch zu den gleichen Handlungen getrieben wie früher. Aber es besteht bereits, wie gesagt, ein innerliches Distanzieren, während man sich früher damit Einverstanden gefühlt hätte.

3) Der Wille ist das tätige Element. Er schafft, mittels des Glaubens (Hebr. 11,1) die neue Geistleiblichkeit (1. Petr. 1,14), die der Geistgestalt Christi entspricht in uns (Gl. 4,19; Eph. 4,24; Kol. 3,10).
Zunächst ist dieser Wille schwach, da der Glaube klein ist (Mt. 13, 31-32). Aber er erhält Nahrung und damit Kraft aus den neuen Vorstellungen, wie sie uns durch andere Christen, die rechte Lektüre, durch Meditation usw. übermittelt werden, bzw. aus dem bereits in uns vorhandenemGlaubenentspringen. Dadurch kommt zum Wollen immer mehr das Vollbringen (Phil. 2,13).

4) Welche Prozesse spielen sich in uns ab und wie werden sie genannt?
Hebr. 4,12: „(…) das Wort Gottes ist (…) schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, wie auch der Gelenke und des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.“

Seele und Geist sind im alten (dem fleischlichen ) Menschen miteinander verbunden. Das besagt nichts anders, als dass gewisse Vorstellungen mit gewissen Gefühlen verbunden sind (I,1).
Durch die neuen Vorstellungen (Wort Gottes, Erkenntnisse usw.) werden die bisherigen Vorstellungen von ihrem Gefühlsinhalt (= Seele) getrennt. Damit werden die betreffenden Vorstellungen kraftlos (sie können uns damit zu keinen ihnen gemäßen Handlungen mehr bewegen) und die so gewonnene Kraft kommt dem neuen Menschen zu Gute.
Der Prozess der Trennung ist verbunden mit einer Be- und Erleuchtung.
Erstere betrifft den bisherigen Seeleninhalt ( Sündenerkenntnis, Hebr. 4,12), letztere die Wahrheit.
Dieses Loslassen der Sünde (falsche Vorstellungen und die durch sie bedingten Begierden) , das dadurch erfolgt, dass Sünde als unvernünftig und damit als schädlich erkannt wird, macht uns rein.
Die Reinheit aber befähigt uns zur Erkenntnis und zum Gottschauen (Mt. 5,8; Eph. 1,18; Hebr. 12,14).
- (Alles Triebhafte ist „blind“. Ein Raubtier, das einen Hasen jagt, sieht nicht die Schönheit des Himmels, der Blumen und Steine. Und wenn es den Hasen erreicht hat „denkt“ es nur „etwas zu fressen“. Es achtet nicht das schöne Fell, die wunderbaren Augen und die merkwürdigen Ohren des Hasen. Das alles kümmert es nicht. -
Ps. 115, 5-6)
Die Kraftzufuhr, die so erfolgt, lässt uns aber auch immer mehr gute Werke tun, da nun zum Wollen das Vollbringen gekommen ist (Jak. 2,17; Phil. 2,13).
Durch diese innere Handlungen wird „das Herz“ überzeugt, denn nun wird dieEmpfindung der Ruhe, die Friedens und der Liebe immer stärker in uns, beginnen die Früchte des Geistes immer mehr offenbar zu werden (Gal. 5,22).

- (Anm.: Wenn der Mensch sagt, er sei von tiefstem Herzen von dem und dem überzeugt ist , so meint er damit, dass in ihm eineEmpfindung sehr stark, vielleicht auch bleibend ist; nichts weiter. Beim sog. „Herzensglaube“ ist die Empfindung, dass das und das wahr sei, stark, weil die betreffende Empfindung alle bis dahin vorhandenen Empfindungen überwunden hat. Also intensiver ist.. - Über den Wahrheitsgehalt ist damit freilich nichts gesagt. -)

In seiner Gesamtheit wird der hier beschriebene Prozess „Heiligung“ (1. Thess. 4,3) genannt, in Bezug auf den „Alten Menschen“ als „Sterben und Ertöten“ (1. Kor. 15,31; Rö. 8,13; Kol. 3,5).
Das eine ist das „Ablegen“ des „alten Menschen“ (Eph. 4,22), das andere das „Anziehen“ des „neuen Menschen“ (Eph. 4,24) bzw. das „Anziehen“ Christi (Rö. 13,14).

III.
1a) Alle Menschen, ohne Ausnahme, sind bereits erlöst (Rö. 5,10; Tit. 2,11-12). Das ist die objektive Tatsache.
Doch wenn wir in die Welt schauen oder auch uns Christen ansehen, ist davon nicht viel zu merken.
Obwohl die Erlösung eineobjektive Tatsache ist, also unabhängig von unserem Dazutun existiert, kann sie doch für mich nur dann eine Bedeutung haben, wenn ich sie mir persönlich - im Glauben - aneigne.
Es muss das durch bewusstes Wollen geschehen, und kann dem Menschen nicht einfach automatisch bzw. “mechanisch” übereignet werden (etwas so, wie man Benzin in einen Tank füllt), da der Mensch sich - im Gegensatz zum Tier - seiner Selbst, seines Wollens und Denkens bewusst ist. (Würde die Erlösung automatisch wirksam sein, wäre der Mensch nicht mehr Mensch, sondern ein Automat),

In dieser Notwendigkeit des bewussten Aneignens liegt die Gefahr in diesem Tun zu träge und gleichgültig zu sein, so dass man die Gnade möglicherweise vergeblich empfangen haben könnte (2. Kor. 6,1; Mt. 25, 11-13).
Aneignen kann sich diese Tatsache der Erlösung nur, wer bereits ist dafür prinzipiellalles aufzugeben (Luk. 14,33; Mt. 13,44-46; s.a. I,2).
Nur wer so bereits ist, sich selbst aufzugeben sich selbst abzusterben wird wiedergeboren (Rö. 6,7; Tit. 3,5; Joh. 3,3-7) und derjenige kann dann auf die Tatsache der Erlösung bauen, indem er sich immer wieder in seinem denken und handeln von ihr bestimmen lässt. (Er geht damit den Einweihungsweg - I,4 -, der ihm selbst und anderen die Erlösung sichtbar macht).

b) Dass ich versöhnt (Rö. 5,10-11; 5,18), gerechtfertigt bin (Rö. 6,7), Frieden mit Gott habe (Rö. 5,1; Kol. 1,20), mit Christus gestorben (Kol. 3,3; Gal. 2,19-20), mit ihm auferweckt (Kol. 1,12; 3,1) bin, ewiges Leben (Joh. 3,36; 1. Joh. 5,12) habe, geheiligt (Kol. 3,12; Eph. 1,1) und vollkommen (Kol. 2,10; 2.Kor. 13,11) bin, ist Ausdruck ein und derselben Wahrheit der Erlösung in ihren verschiedenen Bezügen.

2) Was bedeutet das in der Praxis?
Da ich Frieden habe und demzufolge glücklich bin, muss ich nichts mehr für meine Befriedigung tun. Diese vollkommene Bedürfnislosigkeit weckt die Liebe in mir, anderen Menschen daran teilhaftig sein zu lassen, was ja letzten Endes nur geht, indem sie ebenfalls die Tatsache der Erlösung begreifen.
Da ich ewiges Leben habe bin ich frei von aller Krankheits- und Todesfurcht, aber auch aller “Lebensangst” - denn ich weiss, nichts kann mich wirklich vernichten oder mir schaden.
Wenn ich “äußerlich” noch krank werde oder auch physisch sterbe, so ist das noch Folge meines vorherigen gottlosen Lebens (II, 2b).
Sich von den Erlösungsgedanken bestimmen lassen führt aber zu mehr innerer und schließlich auch äußerer Gesundung.
Aus diesem Grund ist im N.T. alles in der Seins- (also zum Beispiel “ewiges Lebenhaben) und in der Verheißungsform (“ewiges Leben erlangen” 1.Joh. 2,25) genannt. Im neuen Sein liegen die Ursachen des neuen Werdens. Nur aus den rechten Ursachen entspringen die rechten Folgen, oder wie es die Bibel ausdrückt: Ein guter Baum bringt gute Früchte.
Das Werden braucht Zeit. Im Glauben aber geht man von der Seinsform aus, d.h. ich glaube zum Beispiel, dass ich vollkommen bin, damit ich in der Erscheinung, im Erleben vollkommen werde.
Nicht umgekehrt. Also nicht: ich werde vollkommen.

3) Nachdem der Mensch als Vorbedingung zur Wiedergeburt die Bereitschaft zur völligen Selbstaufgabe haben musste (III,1), so muss nun im tagtäglichen Vollzug das Loslassen (von den Mystikern “Leerwerden” bzw. “Gelassen-werden” - etym. von “loslassen” - genannt) alles eigenen, das Sich-selbst-loslassen erfolgen (1.Ko. 15,31; Rö. 12,1; Luk. 9,24).
Denn in der Armut verwirklicht sich der Zustand der immerwährenden Seligkeit (Mt. 5,3; 1.Petr. 1,9; Ph. 2,12). Das ist völlig logisch.
Solange der Mensch begehrt, empfindet er Mangel; fühlt er sich arm, als einer, der nicht hat, obwohl er vielleicht in größtem Reichtum lebt. Würde er sich reich fühlen, so hätte sein Begehren ein Ende.
Doch durch das Anhäufen von materiellen Gütern ist noch niemand vom Begehren frei geworden.
Im Gegenteil, wie das Sprichwort sagt: “Je mehr er hat, je mehr er will, nie schweigen seine Klagen still.”
Materieller Reichtum kann also das Begehren nicht stillen und solange danach gestrebt wird, wird zwangsläufig damit die Unzufriedenheit lebendig erhalten.
Auch entspringt aller Unfriede, Lüge usw. daraus (1.Tim. 6,8-10).
Das gilt auch für das sonstige Begehren, ob es sich nun um sexuelles oder das Begehren Freunde zu haben, viel Wissen zu erlangen usw. handelt (2.Tim. 3, 6b-7)
Folgerichtig ergibt sich die Erkenntnis: Will man glücklich werden, so muss man aufhören zu begehren, muss man begierdelos werden.
Dies geschieht u.a. dadurch, dass man den Blick vom Mangel, aus dem ja alles Begehren entspringt, abwendet und auf die geistigen Güter richtet, die man bereits besitzt, z.B. Tugenden und Erkenntnisse.
Sieht man diese Güter wirklich als “Schätze” an, so wird man in steter Dankbarkeit für sie sein.
So werden zu diesen “Schätzen des Himmels” (Mt. 6, 19-21) immer mehr hinzugetan (Mt. 25,29).
Die so entstehenden Empfindung des Reichseins ruft die Gesinnung und Lust hervor, andere Menschen glücklich zu machen. Dann erfährt man, dass Geben seliger als Nehmen ist (Apg. 20,35).

Solange der Mensch in der Gesinnung lebt Besitzer des ihm anvertrauten “Eigentums” zu sein, kann er ebenfalls nicht glücklich werden, da er soeineverborgene Angst um den Verlust dieser Güter hat, die sich dann auf verschiedene Art und Weise äußert (z.B. Unruhe, Hass, Gewalt) wenn die Bedrohung der Dinge faktisch eintritt (s.a. II,2).
Derjenige, der sich innerlich von allem Besitz gelöst hat, hat die Dinge als hätte er sie nicht (1.Kor. 7,29-31).
Auch der Eigenwille macht unglücklich, denn ihm können innere (Hemmungen) oder äußere Widerstände entgegenstehen. Oder er führt in Verstrickungen und damit zu Psychosen und organischen Erkrankungen. Deshalb muss auch er aufgegeben werden.
Es zeigt sich, dass das Festhalten des eigenen Willens, der Begierde und des eigenen Lebens dem Glücklichsein des Menschen im Wege steht, dass das Loslassen jedoch das Glück verwirklicht.
Wer nichts hat, hat alles.
Denn wenn man nichts mehr begehren oder verteidigen, noch sich durchsetzen muss, hören alle Angst und Unruhe immer mehr auf und Friede, Freude, Liebe ziehen immer mehr in das Herz ein. Ein Gefühl grenzenloser Freiheit erfüllt uns dann.
Eine weitere Folge: Man wird sanftmütig, da man am richtig Erkannten bleibt uns sich von ihm leiten und bestimmen lässt. Zu etwas anderem kann man nicht mehr gezwungen werden

Freitag, 7. Mai 2010

Führung und Verführung



Wer vorwärts gehen will, verlässt das Gewohnte. Ihm begegnet deshalb das Neue, Ungewohnte, Fremde. Ängstliche Gemüter bleiben dann lieber im Gewohnten… - und häufig warnen sie dann andere, ja nicht einen Schritt über das Gewohnte hinaus zu machen: Man könnte sich da nicht zurecht finden, könnte sich verirren, kurz, man könnte “verführt” werden.
Natürlich besteht dazu die Möglichkeit. Aber kein Kind würde laufen lernen, wenn es nur immer daran denkt, dass es hinfallen könnte.
Wenn wir das Ziel des Glaubens erreichen möchten, müssen wir uns in das Unbekannte hineinbegeben, weil wir eben nicht im Alten - dem der “Verdammnis” Unterworfenem - bleiben können. Abraham musste die angenehme Sicherheit Babylons verlassen und in unbekanntes Land gehen…
Um da nicht die Orientierung zu verlieren, müssen wir unser Ziel kennen, muss es immer vor uns stehen. Wer nicht weiß, was er will, wird kaum an ein Ziel kommen.
Das Ziel unseres Christenlebens ist unser völliges Heil, d.h. mit anderen Worten ständig sich erneuernde und damit immerwährende (ewige) Gesundheit von Geist, Seele und Leib.
Wir sollen zum vollkommenen Menschen werden: “ So sollen wir alle zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen (weil er bereits der verwirklichte neue Mensch ist), damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.” (Eph. 4,13)

Man muss natürlich auch wissen, wo unserer Heil beginnt. Beginnt es mit dem Leib? Mit der Seele? Nein, es beginnt im Geist, genauer in unseren Gedanken.
Denn das “Wort Gottes” nehmen wir auf und ist dann zunächst Gedanke in uns. Diese Gedanken werden nun konfrontiert mit den anderen Gedanken und Vorstellungen in uns. Welche dann unser weiteres Denken, Fühlen und Handeln bestimmen, ist abhängig davon, welche Gedanken siegen.

Natürlich halten wir das für wirklicher, was wirkt. Und das ist bei den neuen Gedanken erst einmal überhaupt nicht der Fall, einfach weil sie neu sind und wir ihre Wirkung noch nicht erlebt haben. Deshalb werden sie auch schnell vergessen…

So können wir bereits hier verführt werden, dass wir (neue) Gedanken nicht so wichtig nehmen, und deshalb auch nichts Neues erfahren werden.

Nun ist ein isolierter Gedanke, also einer, der allein steht und nicht durch andere gestützt und bestätigt wird, immer anfällig in Vergessenheit zu geraten. Deshalb ist es wichtig für einen Christen, dass er nicht nur einige isolierte Glaubenssätze kennt und an ihnen festhält, sondern, dass diese durch Gedanken (andere Wahrheiten) mit anderen Glaubenssätzen und der als wahr erkannten Realität verbunden werden. Nur so kann der Glaube kraftvoll werden.
Was also für einen Gläubigen notwendig ist, das ist die Erkenntnis der Wahrheit.
“Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.” (Jo. 8,32).

Wer die Wahrheit nicht sonderlich schätzt, und das sind die meisten Menschen und leider auch die meisten Christen, wird nicht weit kommen. Er bleibt nicht nur im Falschen, sondern ist auch ein leichtes Opfer der Verführung.
Um Wahrheit zu erkennen, müssen wir aufmerksam sein und uns bemühen klar und logisch zu denken und so viel Wissen wie möglich, uns aneignen.
Das trifft besonders auf alles Menschliche zu; denn der Alte Mensch soll sterben und der Neue leben (Rö. 6,6; Eph. 4,22). Also ist es wichtig, sich mit dem Menschen an sich und im Besonderen mit sich selbst auszukennen.
Wie will ich denn sonst erkennen, ob etwas von Gott, von mir oder anderswo kommt? Ich kann ja nur da unterscheiden, wo mir etwas bekannt ist.
Folglich: Ohne tiefe Selbsterkenntnis gibt es auch keine Gotteserkenntnis.

Und da alle wirkliche Veränderung von Innen heraus (also mit den Gedanken) beginnt, kann ein äußeres Wirken, wie man es immer erstrebt, wenn man von Erweckung, vom Wirken des Geistes spricht, nicht das Eigentliche sein!
Der Mensch, solange er nicht reif ist, sucht immer Ereignisse, die ihn von Außen in wunderbarer Weise überwältigen.
Wer aber wirklich glaubt, muss nicht auf ein kollektives Geschehen in Bezug auf Heilungen und Wunder warten, sondern kann vertrauen, dass seine eigene Heilung zur rechten Zeit eintrifft, das kleine und manchmal auch große Wunder seinen Weg begleiten.
Wahrer Glaube aber ist immer enthusiastisch, denn was gibt es Besseres, als dass wir wirklich immer glücklicher und gesunder werden können?

Derjenige, der weiß, dass er ein ewiges Wesen ist, hat sein Haus auf dem Felsen gebaut (Mt. 7,24). Er kann nicht mehr erschüttert werden (Hebr. 12,26-27).
Mit dieser inneren Gewissheit hat er eine sichere Führung, wird er jedes Straucheln, Irren, jede Verführung überwinden.


Dienstag, 4. Mai 2010

Zum Bibelverständnis



Angesichts der vielen Unklarheiten, die Christen haben, empfiehlt es sich auf solche Menschen zu hören, die in tiefer Verbundenheit mit dem Herrn lebten.
Zu solchen gehörte Sadhu Sundar Singh.

Er sagte: „Ich schicke niemand zu den Theologen, weil sie oft ihren geistigen Sinn verloren haben. Sie können den Sinn der griechischen Worte erklären. Aber sie bringen ihr Zeit mit Büchern zu und nicht genug beim Herrn (…)
Nicht, dass ich allem Unterricht feindlich gesonnen wäre, aber der Unterricht ohne das Leben ist gewiss gefährlich. Nur bei einem harmonischen Zusammenleben zwischen Kopf und Herz werden wir große Ergebnisse für Gottes Ehre erzielen.“

Zu Bibel und Inspiration bemerkte er:

"Der heilige Geist ist der wahre Verfasser der Heiligen Schrift; damit meine ich nicht, dass jedes hebräische oder griechische Wort aus göttlicher Eingebung stamme. So wie meine Kleider nicht ich selbst bin, so sind auch Schriftworte nur Menschenworte. Die Sprache des des täglichen Lebens kann geistige Dinge nicht wirklich erschöpfend ausdrücken. Daher die Schwierigkeit für uns, durch die Worte zur wirklichen Bedeutung hindurchzudringen, Denen aber, die mit dem Verfasser, d.h. mit dem heiligen Geist in Berührung stehen, ist alles offenbar."

"Wenn der heilige Geist zu Menschen redet, so spricht er nicht mit menschlichen Worten, sondern in jener Sprache des Herzens, jener unmittelbaren, wortlosen Sprache der geistigen Welt, die ich in der Ekstase vernehme.
Hernach aber versuchten die biblischen Verfasser, Worte zu finden, um das ausdrücken zu können, was ihnen geoffenbart worden war.
Oftmals vermochten sie wohl nicht die richtigen Worte zu finden, aber den Sinn, den sie auszudrücken versuchten, entstammte göttlicher Eingebung. Sie mussten die Schwierigkeiten den vollen Sinn von etwas auszudrücken, das sich oft nicht mit Worten sagen lässt, schmerzlich empfunden haben."

Und der Verfasser des wunderbaren Buches über ihn - Friedrich Heiler - ergänzte:
"So enthält das Gotteswort der Bibel im Geist geschaute göttliche Wahrheit in der unvollkommenen Hülle der menschlichen Sprache - wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen (2. Kor. 4,7)

"Das Christentum umfasst viele Wahrheiten, die wir nicht verstehen, wenn wir sie bloß aus Büchern kennen lernen. Sie werden nur dadurch verständlich, dass wir sie erleben.
Das Christentum ist keine Buchreligion, sondern eine Religion des Lebens." (S. Sundar Singh)

"Weil aber geistliche Dinge ohne Gebet und Versenkung nicht wahrgenommen werden können, darum sind Meditation und Gebet der eigentliche Schlüssel der Heiligen Schrift." (Friedrich Heiler)

Das heutige Christentum, weil es mehr ein Buchwissen ist, statt Leben in der Kraft Gottes, ist deshalb auch so erkenntnislos.
Der Chinese Ku Hung Ming meinte deshalb: "Sie (die Westler) haben eine Religion, die ihr Herz befriedigt, aber nicht ihren Kopf. An diesem Zwiespalt wird Europa zu Grunde gehen."

Obwohl der bekannte Theologe Karl Barth wenig zur Hebung des Gesamtzustandes der Christenheit beitrug, meinte er doch, "es waren immer ungute Zeiten in der christlichen Kirche, wenn die christliche Dogmatik- und Theologiegeschichte Gnosis (Erkenntnis) und Pistis (Glaube) trennten."

Diese verhängnisvolle Trennung führte zu einem Agnostizismus. Durch ihn werden Gedanken und Vorstellungen kraftlos gemacht. „Gefühle werden stumpf gemacht, der Wille wird leer gemacht, und dann ist der Mensch ausgeliefert entweder irgendeiner äusserlichen Autorität, die ihm seinen Imperativ gibt, oder eben dem Animalischen, demjenigen, was als die physischen Bedürfnisse sich geltend macht, demjenigen, was aus der tiefsten unterbewussten Welt ohne alles Vorstellen, ja ohne alles Regulative des Fühlens heraufquillt." (Steiner)

Der einst bekannte Evangelist Gerhard Bergmann schrieb im Vorwort seines Buches "...und es gibt doch ein Jenseits": "Der moderne Mensch möchte nicht nur glauben, sondern wissen... Denn ein Glaube ohne Wissen führt leicht in Aberglauben und Schwärmerei. Wissen ohne Glauben an Jesus Christus verleitet leicht zu Hochmut und Zweifel und treibt in Irrtum und zu Fehlurteilen."








Schauungen Sadhu Sundar Singhs



Sadhu Sundar Singh war ein begnadeter Christ, für den der tiefe innere Friede, den er stets verspürte, ein wesentliches Merkmal war.

Neben vielen wunderbaren Erlebnissen hatte er auch Schauungen der unsichtbaren Welt. Lange bevor Tote reanimiert werden konnten, sah er, was geschah, wenn der Tote seinen physischen Leib verließ.

Ein Verstorbener berichtete: "Ich wusste nicht, dass der Geist, wenn er den Leib verlassen hat, seinen eigenen Körper und seine Freunde sehen kann. Ich wünschte, meine Freunde könnten mich sehen, so wie ich sie sehen kann, dann würden sie mich nimmer als Toten betrachten, noch um mich trauern, wie sie es jetzt tun."
Dann prüfte er seinen geistigen Leib und fand ihn wundervoll hell und zart, ganz verschieden von seinem groben irdischen Leib. Hierauf fing er an, seine Frau und seine Kinder, welche weinten und seinen kalten Leichnam küssten, zurückhalten. Er streckte seine zarten geistigen Hände aus und fing an, es ihnen klarzumachen und sie mit großer Liebe von dem Leichnam wegzuziehen, aber sie konnten ihn weder sehen noch seine Stimme hören; und als er versuchte, seine Kinder wegzubringen, schien es, als ob seine Hände durch ihren Leib hindurchgingen, wie wenn sie Luft wären; aber sie fühlten gar nichts.

Die Übereinstimmung mit heutigen Nahtoderlebnissen ist offensichtlich, was sowohl die Richtigkeit dieser als auch die Schauungen Sundar Singhs nahelegen.

Übereinstimmend mit den Schauungen nicht nur christlicher Seher berichtet er, dass der Mensch entsprechend seiner innerseelischen Verfassung an den ihm gemäßen „Ort“ kommt.

Im Laufe des Gesprächs gaben mir einmal die Heiligen folgende Auskunft: "Nach dem Tode wird die Seele eines jeden menschlichen Wesens in die Welt der Geister eingehen - und jeder wird gemäß der Stufe seiner geistigen Reife bei solchen Geistern Wohnung finden, die seinem Wesen und seiner Natur gleich sind, sei es nun in der Finsternis oder im Licht der Herrlichkeit.“

Ein Priester, der sich selber für gar gelehrt und fromm hielt, starb in sehr hohem Alter. Ohne Zweifel war er ein guter Mann. Als die Engel kamen, um ihn an den Ort zu bringen, der für ihn in der Welt der Geister vom Herrn bestimmt war, brachten sie ihn in das Zwischenreich und ließen ihn dort bei vielen andern guten Geistern, die kürzlich angekommen waren (…) Als nun die Engel, die den Priester auf seine Stufe gebracht hatten, mit der anderen Seele zurück-kehrten, die zu holen sie fortgegangen waren, brachten sie diese, am Aufenthaltsort des Priesters vorbei, hin zu einem höheren Ort.
Als dieser das sah, rief er aufbrausend mit lauter Stimme: " Was für ein Recht habt ihr dazu, mich auf halbem Wege zu jenem herrlichen Lande zurückzulassen, während ihr diesen anderen so nahe heranbringt? Ich stehe weder ihm noch euch an Heiligkeit oder sonst irgendetwas nach." Die Engel erwiderten: "Es handelt sich hier nicht um groß und klein, nicht um mehr oder weniger, sondern darum, dass jeder Mensch auf die Stufe gebracht wird, die er durch sein Leben und durch seinen Glauben verdient hat.“
Danach erzählte ihm einer der Engel: "Der Mann, dem eben ein höherer Rang zuerkannt wurde als dir, war nicht etwa ein Gelehrter oder berühmter Mann. Du hast ihn dir nicht sehr genau angesehen. Er war ein Glied deiner eigenen Gemeinde. Die Leute kannten ihn kaum; denn er war ein gewöhnlicher Arbeiter und hatte geringen Verdienst von seiner Arbeit.
Aber in seiner Werkstätte kannten ihn viele als einen fleißigen und ehrlichen Arbeiter. Sein christlicher Charakter wurde von allen, die mit ihm in Berührung kamen, anerkannt. Während des Krieges wurde er zum Dienst in Frankreich bestimmt. Dort wurde er eines Tages, als er einem verwundeten Kameraden half, von einer Kugel getroffen und getötet.
Obwohl sein Tod plötzlich kam, war er dafür bereit; darum braucht er nicht so lange im Zwischenzustand zu bleiben, wie du es wirst tun müssen. Sein rascher Aufstieg ist nicht durch eine Begünstigung bedingt, sondern durch den Wert seines geistigen Charakters. Sein Gebetsleben und seine Demut haben ihn, während er in der Welt war, in hohem Maße für die geistige Welt vorbereitet.“

In dieser Welt der Geister bestimmt der geistige Fortschritt eines jeden das Maß, in dem er fähig ist, Gott zu kennen und zu fühlen, und auch Christus enthüllt Seine verklärte Gestalt einem jeden gemäß seiner geistigen Erleuchtung und Fähigkeit.

(Sadhu Sundar Singh „Gesichte aus der jenseitigen Welt“)



Mittwoch, 7. April 2010

Religiöser Egoismus


Was kennzeichnet einen Egoisten? - Klar, er will, dass alles nach seinem ganz persönlichen Willen geschieht. Er kümmert sich kaum darum, was richtig ist, ihn interessiert nicht, was andere denken und ihn interessieren die Folgen seines Handelns nicht.
Wird ein solcher Mensch nachdem er sich bekehrt hat, automatisch ein anderer? Wohl kaum. Er wird auch jetzt wenig nach der Wahrheit (das was richtig ist) fragen. So wie er vorher engherzig war, wird er es auch weiterhin sein und wie er seinen Willen durchdrückte, wird er nun mit einem gewissen Fanatismus seine religiösen Ansichten vertreten.
Es ist ganz klar, dass wir solche Menschen in allen Religionen und deshalb auch im Christentum finden.

Der christliche Glaube ist ja dazu da, den Menschen immer tiefer in die erlösende Wahrheit zu führen (Joh, 8,32). Das aber wird gerade durch diesen Egoismus verhindert, dem ein paar wenige Glaubens - "wahrheiten”, die nicht hinterfragt werden dürfen, genügen. Und so hat man dann eine oberflächliche starre Lehre, ein Christentum, das sich im Zitieren von Bibelversen im Kreise dreht und Schulter klopfend des ewigen Heils versichert.
“Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche und arm und bloß bist. Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf dass du reich werdest; und weiße Kleider, auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf dass Du sehen mögest.” (Offb. 3, 17-18)

Samstag, 20. März 2010

Johannes Gommel (16.10.1811 - 21.12.1841)


Leben

Gommel schien ein völlig unbegabtes Kind zu sein. In der Schule lernte er nichts. Zeitlebens konnte er nur seinen Namen schreiben.
Doch stand ihm bereits in der Kindheit die unsichtbare Welt offen. Aber erst nach dem 16. Lebensjahr bildete sich die Gabe der Unterscheidung mehr aus.
Obwohl er keine Zeitung las noch sonst woher etwas erfuhr, konnte er doch von dem Geschehen auf dieser Welt „mit einer Schärfe und Tiefe reden (…) dass einen oft Staunen und Schauder ergriff“ (J.H.)


Gommel sagte, "dass man mit allem Ernst nach dem Loswerden von aller Sünde ringen soll, weil ja nichts Gemeines noch Unreines ins reich Gottes eingehe. Alles müsse weg, was noch im Fleisch sei. Darum habe der Herr den weg so schmal gemacht. Es wäre nicht gut, wenn etwas vom Fleisch noch mit hinüberkäme, denn das müsste uns vom Lichtreich abstoßen (…) weil ja im Tod nicht die Seele sterbe, sondern so wie sie sei, mit ihren trieben, Neigungen und Gewohnheiten in die Ewigkeit eintrete.“
„Es sei ein schrecklicher Irrtum, dass man glaube, wenn man nur im Glauben an den Heiland sterbe, so komme man gleich ohne Unterschied zum Anschauen Jesu; es stehe klar in der Schrift, dass man ohne Heiligung, ohne ein gereinigtes Herz, nicht Gott schauen könne, nur die Überwinder können eingehen in die Stadt Gottes." (J.H.)

„Es gebe zwar viele Grade und Wohnungen im Himmel, aber die Seligen kommen doch nur sehr langsam vorwärts, weil die Gnadenzeit nur hier auf Erden sei. Wer also nicht mit dem rechten Sieg über die Sünde in ihm hinüberkomme, habe noch drüben zu kämpfen und abzulegen…“ (J.H.)

Er sah u.a. auch „einen sogenannten Stundenhalter (christl. Versammlungsleiter) nach dessen Tod traurig vor seinem Haus sitzen oder einen anderen, der nach alter Gewohnheit in einem Lokal die Schnupftabakdose herumreichte.

In seiner tödlichen Krankheit (Typhus) „fing er auf einmal an, dass er mit Feinden zu tun hätte, die ihn um seines Glaubens willen, verfolgten. Er hatte kurz zuvor noch (…) einen Traum gehabt, in welchem er gekreuzigt wurde, und standhaft seinen Glauben mit dem Märtyrertode besiegelte. Er habe damals gesagt: "Machet nur fort, ihr könnt mir nicht mehr tun als mein leben nehmen, und die gläubigen Brüder, denen auch allen eine Verfolgung gedroht habe, hätten nur auf ihn gesehen, ob er standhaft bliebe, sonst wären sie alle dahingerissen worden." (J.H.)

Die Überreste Gommels wurden auf dem Heidelberger St.-Anna-Friedhof im Gölerschen Familiengrab beigesetzt. Als später auf ihm das Hotel de l´Europe gebaut werden sollte und man das Grab öffnete, waren keine Überreste mehr vorhanden. (!)



Texte

Keine billige Gnade

Zwischenreich

Wer nicht vollendet ist, kommt ins Zwischenreich, und das Zwischenreich ist nicht eureHeimat, sondern das heilige Lichtreich, die heilige Gottesstadt. Es ist fast nicht zu begreifen, wie die Christen dieser Tage sind. Wo kommen sie hin? So wenige hinein in die ewige Heimat, denn sie wollen nicht den tiefen Verleugnungsweg gehen, den der Herr ihnen vorangegangen ist. Berühmte Fromme befinden sich im Zwischenreiche und in den Orten der Reinigung, statt vor dem Throne Gottes, wohin sie von den Menschen erhoben wurden.

Ruhet nicht im Gebet Tag und Nacht, bis der Herr euer ein und alles geworden ist, bis daß ihr ausgegangen seid von allem, daß euch gar nichts mehr fesseln und halten kann, daß ihr ungehindert hindurchdringen könnet und daß nur Sein Bild euch vor Augen ist; denn ohne den Heiland ist man auch im Himmel nicht befriedigt. Jede Seele sehnt sich dort, Ihn zuschauen, jede Seele möchte das vollkommene Glück. Man findet’s auch in Ihm, man braucht keine Kreatur, wenn man den Herrn hat, ist man glücklich. Und wenn ihr auch keinen Menschen auf Erden hättet, aber den Heiland, und euer ganzes Sehnen nach Ihm geht, so könnet ihr dennoch glücklich und zufrieden sein. Er allein ist’s, der den Himmel öffnen und zuschließen kann, kein Mensch auf Erden. Darum freuet euch, wenn ihr den Heiland habt, freuet euch! Wenn ihr bei Ihm seid, dann mag es kommen wie es will. Der Herr hat alles in den Händen, Er ist mächtig und wird alles wohl machen und herrlich hinausführen

Seid nicht so träge und sprechet nicht: „Der Herr nimmt mich an, weil ich glaube.“ O Torheit! Wenn du keinen lebendigen Glauben hast, wenn der Friede Gottes nicht in deinem Herzen wohnt, wie kann der Herr dich brauchen in Seinem Heiligtum? Es liegt nicht an dem, daß man den Kopf hänge wie ein Schilf, daß man vielleicht viel vom Guten rede, sondern daß der Glaube lebendig ist, und daß man im Frieden Seinem Gott diene und daß ein jedes Wort, das aus dem Munde geht, aus der Wahrheit ist und im rechten Sinn und Geist. Ein Gotteskind braucht den Kopf nicht zu hängen, es soll fröhlich sein und freudig in Ihm, Seinem Gott und Herrn, fröhlich in der gewissen Hoffnung des ewigen Lebens, freudig in dem festen Glauben, daß der Herr es leitet und führt. Ja fröhlich sollen Gotteskinder sein, fröhlich in Ihm, ihrem Herrn; denn das, was aus dem Reich Gottes kommt, das ist Freude

Der Herr will euch alle an Sein treues Jesusherz ziehen, Er will euch retten, führen und leiten. Er will euch ganz und gar zubereiten, daß ihr tüchtig werdet, mit Ihm einst in vollkommener Weise vereinigt zu sein. Wenn ihr Seine Hand nehmet, die Er nach euch ausstreckt, wenn ihr Ihm folget, dann wird Er es in der Gnadenzeit tun können; Er wird euch retten können, zubereiten und vollenden auf Seinen Tag. Wenn ihr aber eure Blicke immer wieder von Ihm wendet zur Kreatur und zum Irdischen, wie kann Er da etwas Rechtes aus euch machen? Wie kann Er euch da zur Vollendung bringen? Wie kann Er euch zurichten auf Seinen herrlichen, großen Tag? Wollt ihr denn als unvollkommene Christen hinüberkommen,
als solche, an welchen der Herr noch so vieles zu richten und zu schlichten hat? Wollet ihr es anstehenlassen auf die Ewigkeit? Wollet ihr warten auf die Ewigkeitstiegel? Habt ihr denn nicht hier Gelegenheit genug, Erkenntnis genug, Licht genug?


Ihr haltet euch viel zu viel auf an dem, was auf Erden ist und an dem, was um euch hervorgeht, und damit vergeuden manche viele Gnadenstunden, in welchen sie hätten lernen können für die Ewigkeit und gewinnen können für ihr ewiges Heil und Wohl. Glaubet ihr, dass die Seelen gleich hingehen können, die bis an ihr Ende in ihren alten Leidenschaften verharrten, die den Hochmut in ihren Herzen behielten, die Herrschsucht und Herrschaft über andere, Zorn, Zwietracht, Neid und Haß? Wie viele kommen mit einem unfriedfertigen Herzen hinüber! Sie beharren bis an ihr Ende in dem, sich über andere aufzuhalten, und verlieren dabei ihre edle Gnadenzeit. Meinet ihr, daß solche aufgenommen werden können, die gar keine Lust hatten, ein anderes zu tragen, die sich stets aufhielten über anderer Fehler und diese auch gerne noch überall erzählten?

Lasset alles dahinten, was euch hindert, dieses Ziel zu erreichen, auf das ihr, wann der Herr euch ruft, nicht aufgehalten werdet von den Geistern im Lustreich. (Ephes. 6,12.) O wie viele Seelen bleiben da zurück, und das sind die, welche dann einwirken auf die Menschen auf Erden.

Wenn man nicht kämpft gegen seine Leidenschaften, so fassen sie immer tiefere Wurzeln, und diese Wurzeln dringen ein in die Seele, in das innerste Wesen, denn die Sünde wohnt in der Seele, und mit dem Tode der irdischen Hülle legt man die Sünde nicht ab, sondern man nimmt das, was man in sich trägt, mit hinüber, wenn’s nicht völlig ausgerottet ist durch die Gnade unseres Gottes. Aber wie kann’s der Herr ausrotten, wenn der Mensch nicht will?

Wer nicht ganz abbricht mit allem, der kann nicht ein rechter Jünger Jesu sein; wer nicht ganz hindurchdringt, den kann der Herr nicht brauchen in seinem Reich. Fort mit der Welt, fort mit den Lüsten des Lebens, fort mit dem irdischen Sinn, fort mit dem fleischlichen Wesen, fort mit der Eigenliebe, fort mit der Bequemlichkeit! Alles dieses hindert die Seele, sich hinaufzuschwingen zu dem Throne unseres Gottes, alles dieses zieht die Seele immer wieder zurück. Es muß alles aus dem Grund herausgenommen werden, es genügt nicht, daß nur das Äußere abgeschnitten ist, d.h. die äußeren in die Augen fallenden Sünden und Untugenden, sondern auch das, was verborgen ist vor der Menschen Augen, daß auch das kleinste und tiefste Würzelein herausgerissen werde, daß gar nichts vor den heiligen Augen Gottes Mißfälliges mehr im Herzen drinnen ist. Darum ringet, daß ihr überwindet, ringet und kämpfet, denn es gilt da nicht ein lautes, träges Wesen

Bittet um den rechten lebendigen Gottesglauben, mit welchem ihr in den Stürmen des Lebensfeststehen könnet, (…) Strebet allein nach diesem Glauben, ringet um denselben, denn aus diesem heraus wächst alles. Mit diesem Glauben kannst du tun, was ein natürlicher Mensch nicht tun kann. Ein Naturmensch denkt immer nur an das Materielle; aber ein Geistesmensch kann im Glauben viel wirken und auch viel lassen. Ein Kind Gottes sollte nicht ruhen, bis es ganz durchdrungen ist von allen Kräften des Himmels, bis es durchdrungen ist von dem Lichtglanz der ewigen Gottheit, daß es hier schon leuchte und Beweise gebe, daß es von einer hohen Himmelskraft durchdrungen ist.


Friede

Was ist es doch um den Frieden, um diese heilige Himmelsgabe! Wer mag diese genugschätzen! Ein wahres, treues Gotteskind trägt diesen Frieden im Herzen, auch mitten in dieserWelt voll Unfrieden. Es läßt sich nicht stören durch das, was draußen vorgeht, auch nicht von bösen Menschen, die das Kind zu beunruhigen suchen, es bleibt stille in seinem Herrn undGott, denn es hat ja den Frieden, welcher vom Himmel gekommen ist, in seinem Herzen. Solche Menschen sind hier schon glücklich und selig, solche Menschen kommen vorwärts,weil sie sich nicht aufhalten und den Frieden nehmen lassen;

Wie viele gehen unter den Kindern Gottes, sie haben keinen Frieden! Wie viele laufen jahraus jahrein in die Versammlungen und Kirchen und haben keinen Frieden! Sie haben nur das äußerliche Gewand, aber sie haben das nicht, was der Herr von einem fordert: Den Frieden Gottes, das heilige Streben nach dem himmlischen, nach dem einen wahren Gut. Was hilft eine Schale, wenn kein Kern darin ist, wenn nichts Lebendiges hervorkommt? Ein lebendiges Wesen sollt ihr haben, man soll sehen, daß ihr wachset und zunehmet zu etwas Vollkommenem und zu etwas Ganzem. Glaubet ihr, daß der Herr eine Freude habe an solchen Christen, die Ihm nur äußerlich dienen, die nicht ihr ganzes Wesen Ihm hingeben und die nicht danach ringen, Seinen Frieden im Herzen haben? Wer den Frieden des Herrn hat, der kann unmöglich unzufrieden sein mit dem, was der Herr tut, der fügt sich und beugt sich unter alles. Er geht ruhig und stille seinen Gang und freut sich mitten in der Plage in dem Herrn, seinem Gott; denn er weiß, daß er vom Heiland geleitet wird.


Tägliches Wachstum

An einem jeden Tag soll das Christenkind wachsen, und wie viele Tage gehen vorüber, in welchen man zurückkommt, statt vorwärts. Der Herr schenkte es, daß ihr von nun an immer mehr wachset und zunehmet am inwendigen Menschen, daß an einem jeden Tag gesagt werden kann von den heiligen Engeln: „Sie sind einen Schritt näher zu Jesu gekommen“; dass an einem jeden Tag gesagt werden kann: „Die Liebe des Herrn ist mächtiger in sie eingedrungen, sie haben sich mehr zu Jesu gehalten, sie haben mehr gelernt sich selbst zu verleugnen, sie haben gelernt, sich in der Geduld zu üben, sie haben gelernt, freudiger zu sein in den Widerwärtigkeiten des Lebens.“ Denn das Reich Gottes ist Freude, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat den Freudengeist im Herzen. Im Reiche Gottes ist Friede, und wer ein Kind dieses Reiches ist, hat Frieden im Herzen und sucht den Frieden zu bewahren. Im Reiche Gottes wohnt die Liebe, und wer ein Kind dieses Reiches ist, trachtet danach, diese heilige Liebe immer mehr anzuziehen.

Stille

Dringet mehr hinein ins Herz Jesu, mehr in die Stille, o da lernt man so viel! Mit den Sinnen nicht so viel hinaus, sondern hinein, da wirkt der Geist und da wächst man von einer Stufe zur andern hier in dieser Zeit. Selig und herrlich ist der, welcher in der Gnadenzeit ausgegangen ist von der Sinnlichkeit aller Art; selig ist, welcher ausgegangen ist von der Welt und ihren Vergnügungen fein und grob. Wer hier noch Genuß sucht, der ist noch nicht völlig eingedrungen in die Liebe Jesu;

Man jammert und klagt, wenn so vieles kommt, das einem nicht angenehm ist, man ist betrübt über das, was einem täglich widerfährt, und wenn man dieses und jenes nicht mitmachen kann; man sucht Genuß in der Gesellschaft mit andern, im Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten. Man freut sich stets, mit Geschöpfen im Umgang zu sein, und wenn man das entbehren soll, ist man unglücklich und betrübt. An das denkt man aber am wenigsten, mit Dem Umgang zu haben, welcher einen allein befriedigen und glücklich machen kann, man sucht diesen Umgang am wenigsten, man will nicht in der Stille mit Jesu dem Herrn sich unterhalten, wo man doch so viel gewinnen könnte; viel lieber ist einem der Genuß des Umgangs mit Menschen. Suchet das, was im Himmel ist, und lasset die andern, welche nichtwollen, ihren Weg ziehen. Haltet euch nicht auf mit solchen trägen Seelen, die immer wieder ihren Blick zur Erde wenden und auf das, was drinnen ist, die sich festhalten an der Kreatur und den Gütern dieser Zeit.

Saget nicht: „Ich bin ein Gotteskind“, wenn ihr nicht mit allem Ernst ringet und kämpfet, die Liebe Gottes ins Herz zu bekommen, wenn ihr nicht mit allem Ernst kämpfet gegen die Sünde und alles Ungöttliche und Unheilige, wenn ihr nicht mit ganzem Ernst darum bittet, daß der Herr doch alle bösen Wurzeln aus euren Herzen herausreißen möge und alles entfernen, was nicht ins Gottesreich taugt. Kann man denn dort ein zorniges Gemüt oder ein liebloses Wesenbrauchen, ein Herz, das voll Neid und Zwietracht ist? Die Eigenliebe, den Eigensinn und den Eigenwillen? Kann der Herr ein hochmütiges Wesen brauchen? O nein! Denn das sind lauter Stücke von der Hölle, die entfernt werden müssen, ehe man ins Reich Gottes eingeht. Kann man ein eigennütziges Wesen brauchen, einen Menschen, welcher voll Geiz ist, der nur für sich selbst sorgt und nicht an andere denkt? Kann man eine sinnliche fleischliche Kreaturbrauchen? Bittet doch den Herrn, daß alles, was ihr noch in euch traget, entfernt werde; denn in einem jeden Menschen liegt alles verborgen, es kann sich keiner ausschließen.




Mittwoch, 17. März 2010

Urgeschichte



Betrachtet man die biblische Geschichte bis zum Auszug aus Ägypten, so fällt auf, dass bis dahin der Mensch gesetzlos, d.h. ohne einen Verhaltenskodex lebte. Dieser wurde ja erst Mose, für das Volk Israel, auf dem Sinai offenbart.
Mit anderen Worten, der Mensch lebte einfach so, nach seinen inneren Impulsen, dahin. Das konnte auch gar nicht anders sein. Denn zuerst musste Leid erfahren werden, ehe man nach der Ursache des Leides fragen konnte.
Deshalb dauerte es auch eine Weile, ehe der Mensch anfing, Gott anzurufen. Das war in den Tagen Enos (1. Mose 4, 26) der Fall. Der Name Enos liefert auch gleich die Erklärung, denn Enos heißt: Mensch mit dem Nebenbegriff “schwach”, “hinfällig”. Der Schwache also schreit nach Hilfe!

Gleichwohl haben sich bereits von Anfang an zwei unterschiedliche Entwicklungslinien der Menschheit herausgebildet: die Kains- ( 1. Mo. 4, 17) und die Abel- Linie (1. Mo.4,25- 5,32), die sich aber offensichtlich immer wieder kreuzten und vermischten. Erstere ist mehr erd-, letztere mehr himmelszugewandt. Die Kainsleute sind es, die Technik, Zivilisation und Kultur auf die Erde bringen.

Die ungezügelten Kräfte des Menschen beschwören eine globale Katastrophe herauf, in deren Folge die alte Welt unterging und eine neue Welt mit einer neuen Menschheit begann.
Jetzt erst beginnen auf der Erde die Jahreszeiten in ihrem Wechsel (1. Mose 8, 22).

Wir lesen später vom Turmbau zu Babel, der ein Bild für das Machtstreben der Menschheit ist und durch das die Verständigung der Menschen immer schwieriger wird.

Zur Zeit Abrahams finden wir bereits überall auf der Erde ein reiches kultisches Leben. In Babylon ist dieses zur Blüte gelangt.
Während aber ein solcher Gottesdienst mehr äußerlich und zweckgebunden ist, erwacht in Abraham ein allgemeines Vertrauen, dem er sich unterstellt und ihm Neues verheißt.
Vorher gab es keinen Glauben. Deshalb wird er Vater des Glaubens genannt. (Röm. 4,11) Es ist der Beginn eines mehr innerlichen Lebens in der Menschheit.
Das bedeutet andererseits; das Leben wurde mehr als früher als Belastung empfunden. Denn inneres Leben wird nur entwickelt, indem der Mensch an seine Grenzen stößt und so auf sich selbst zurückgeworfen wird.

Davon abgesehen lebt er noch ganz in der “heidnischen” Welt. Er und seine Nachkommen kennen, wie auch bei anderen Völkern üblich, heilige Bäume (1. Mo. 18,1). Sie errichten Altäre und kultische Steinsäulen (Stelen) (1.Mos. 28,18) und kennen heilige Orte (1. Mo. 28,17).

Am religiösen Leben Ägyptens nehmen weder Joseph noch Mose Anstoß. Ja, Mose wurde sogar Eingeweihter der ägyptischen Mysterien und demzufolge “mächtig in seinen Worten und Werken“(Apg. 7, 22).

Das Vertrauen auf die innere Stimme, und nicht auf äußere Zeichen (obwohl sie bestätigend erfolgen) ist jetzt bereits so stark geworden, dass ein Auszug aus der Knechtschaft Ägyptens gelingt.
Auch hier wirkte der äußere Druck verdichtend auf das Innere.
Die Wüstenwanderung minderte nicht unbedingt diesen Druck, aber sie befreite die Menschen von der Beschäftigung mit Dingen, die nicht zu ihrer Entwicklung dienen konnten. Hier, in der Öde, konnten sie sich auf sich selbst - und damit Gott - besinnen.
Nun konnten auch durch den hohen Eingeweihten die Gebote einer ethisch - moralischen Ordnung in Empfang genommen werden.

Jetzt erst beginnt die eigentliche Heilsgeschichte. Denn mit den Geboten wurde der einzelne Mensch - und nicht das Kollektiv - immer mehr in die Verantwortung gestellt. Im Gegensatz von Gebot und innerer Triebkrafte konnten letztere bewusster werden - und damit auch die Wurzel allen Übels.
Eine solche Bewusstwerdung aber ist notwendig, damit das Übel grundsätzlich überwunden werden kann. Jetzt erst konnte jedem einzelnen Menschen bewusst werden, dass er ein Sünder ist - da es ihm Mühe kostet, die Gebote zu halten.







Die Verwandlung eines Lammes in einen Löwen


Das gibt es doch nur im Märchen, oder ?
Von Jesus heißt es, dass er das Lamm Gottes sei, das die Sünde der Welt wegnehme (Joh. 1,29).
Ein Lamm ist ein junges Schaf. Schafe sind sanfte und wehrlose Tiere. Ihnen bleibt nichts übrig, als sich alles gefallen zu lassen. Und ein Lamm ist eben besonders wehrlos.
Gerade deshalb kann ein Mensch mit den Eigenschaften eines Lammes die Sünden der Welt tragen.
Auf ihn wirkt alles ein. Er wird von allem beeindruckt.
Jemand, der sich zur Wehr setzt - ein Ziegenbock oder ein Stier zum Beispiel - kann das nicht, denn er wehrt sich ja. Er wird eben nicht von allem beeindruckt, sondern vieles prallt von ihm ab. Es bleibt nicht haften.

Was geschieht aber, wenn alles auf einen geladen wurde und man trotzdem nicht zu Grunde geht?
Dann erfährt man, dass es nichts mehr gibt, was einen belasten könnte. Dann erfährt man, dass man stärker ist, als alle Last und alles Leid. Man erfährt, dass man überwunden hat, dass man Sieger und damit Herrscher über alles ist.

Man ist vom Lamm zu Löwen geworden. Der Löwe ist das herrschaftliche Tier, das nichts fürchtet und von allen gefürchtet wird.

Da aber durch seine Beeindruckbarkeit das Lamm alles Wissen und alle Kräfte aufgenommen hat, kann es auch alle Geheimnisse der Welt offenbaren. Es kann “das versiegelte Buch” öffnen.

Und wir sehen, dass der Löwe und das Lamm einunddieselbe Person sind:

Offb. 5,5 heißt es, dass nur der Löwe aus Juda das Buch entsiegeln könne .“Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.” Was sehen wir aber, wer das Buch entsiegelt? - Es ist das Lamm! :
Offb. 5, 6-9“Und ich sah inmitten des Thrones (…) ein Lamm stehen, wie geschlachtet (…) Und es kam und nahm das Buch …” Daraufhin “fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme (…) und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen: denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft…”




Mittwoch, 10. März 2010

Michael Hahn - ein pietistischer Heiliger


Vorspiel

Michael Hahn (2.2.1758 - 20.01.1819) wurde als Sohn eines wohlhabenden Bauern geboren. Nach Volksschule und Metzgerlehre, arbeitete er auf dem väterlichen Hof. Bereits jung fühlte er einen unwiderstehlichen Trieb nach Heiligkeit und Erkenntnis der Wahrheit.
Mit 16 hatte er ein erstes Erweckungserlebnis, dem ein drei Jahre währender Kampf folgte, der ihn an den Rand der Verzweiflung brachte. Er glaubte zu den Verdammten zu gehören, und spricht von Höllenqualen die er durchlebte.

Im Alter von zwanzig Jahren hatte er ein erstes Erleuchtungserlebnis, das ihm den ersehnten Frieden brachte. Während des Gerstehäufelns hatte er ein »Gesicht«, das ihn drei Stunden in die »Zentrale Schau« versetzte. „In dieser Wonne", so sagte er, „hätte nicht viel gefehlt und meine Seele wäre aus dem Leib gefahren, bis ich glaubte, die ganze Welt sei lauter Paradies und voll heiligen Geistes.“
Er eilte nach Hause und als er sich auf einen Stuhl setzten wollte, wurde er, trunken vor Seligkeit, in die Höhe gehoben (Levitation).
Mehrfach in seinem Leben erfuhr er nun wunderbare Ekstasen.

Er führte nun ein asketisches, um Heiligung ringendes Leben.
Im 22. Lebensjahr wiederholte sich die Erfahrung. Nur hielt diesmal seine Erleuchtung nicht bloß drei Stunden, sondern sieben Wochen lang an.



„Dass ich wahrhaftig und hell erleuchtet worden bin muss ich bekennen.

Ab 1780 entfaltete er ein gesegnetes Wirken innerhalb der pietistischen Kreise.
Das, was er lehrte, bezeichnete er als Theosophie.

»Theosophie, Gottesweisheit, ist diejenige christliche Wahrheitserkenntnis, die vor allem dem tiefsten Ursprung und letzten Ziel aller Dinge nachforscht. Sie erkennt, dass die ganze sichtbare und unsichtbare Weltschöpfung aus einem gemeinsamen Grundstoff hervorgegangen ist, den auch die Heilige Schrift andeutet und überall voraussetzt, wo es statt „Nichts“ wörtlich das „nicht Sichtbare“ heißt.
Dieses ursprüngliche Reinelement ist aber nichts anderes als der Ausfluss (Emanation) des göttlichen Herrlichkeitswesens oder der geistleiblichen Lichtsnatur Gottes, auch göttliche Leiblichkeit genannt. Der Theosoph erkennt also einen tiefen Wesenszusammenhang zwischen Gott und der geschaffenen Welt und erblickt in der Erhöhung des irdisch Körperlichen zur Geistleiblichkeit das Ziel der Wege Gottes. Dabei tritt er in seinem Erkennen manchmal über die Grenze der in der Heiligen Schrift klar ausgesprochenen und unmittelbar dargeboten Wahrheiten hinaus, gerät aber nie in Widerspruch mit denselben. Während der Theologe sein Forschen auf den im Schriftwort deutlich zutage tretenden Gedankenkreis beschränkt, treibt es den Theosophen, in die Tiefe zu steigen und „das in der Schrift nicht entwickelte“, aber vorausgesetzte und darum dort auch angedeutete System göttlicher Grundgedanken zu suchen.
Zu dieser Erkenntnis gelangen die Theosophen entweder - und das ist die höhere Form derselben - durch unmittelbare, göttliche Erleuchtung, durch inneres Schauen im Gemüt, wie z. B. bei Jakob Böhme und Michael Hahn, oder durch ein unter steter Anleitung des Heiligen Geistes geübtes, immer tieferes schlussmäßiges Eindringen in die Grundbegriffe der Heiligen Schrift, wie z. B. Oetinger.„ (aus dem Nachwort zu seinen Schriften)

Von der sagt er: „Ich sah in die innerste Geburt und allen Dingen ins Herz und mir war, als wäre auf einmal die Erde zum Himmel geworden, und als ob ich die »Allenthalbenheit« (allumfassende Gegenwart) Gottes schaute. Mein Herz war gleich der ausgedehnten Ewigkeit, darin sich Gott offenbart.“
In jener Schau seien die innersten Sinne erwacht und alle möglichen Fragen von Gott, von Christus, vom Geiste Gottes, nämlich wie, wo und was der dreieinige Gott sei, und wie alles von ihm komme, in ihm bestehe und durch ihn wiedergebracht werde, auf einmal beantwortet worden. Er bekennt: „Das göttliche „zentralische“ Licht ging von derselben Zeit in meiner Seele nicht mehr unter.“

Er bezeichnet sein Wissen als „ eine unmittelbare Erkenntnis, die nicht auf direktem Weg, wie Hören und Lesen des Wortes, durch ständiges Denken und Schlüsse machen, sondern auch auf dem direkten Weg des inneren Schauens, durch sogenannte Intuition gefunden wird“. Dabei seien seine sämtlichen Kräfte konzentriert, in Eins zusammengefasst und, gleichsam in einem einzigen Brennpunkt sammelt.

In seiner Lehre vertritt Hahn die Auffassung - in Übereinstimmung mit der apostolischen Lehre-, dass das Ziel des Glaubens die völlige Heiligung ist.
Deshalb sind weder Gläubige noch Ungläubige nach dem Tod in der ewigen Herrlichkeit oder der ewigen Verdammnis.


Außergewöhnliche Fähigkeiten

Hahns hellseherische Befähigung erstreckte sich aber nicht nur auf die himmlischen Dinge, sondern auch auf das Irdische und Banale.

Ein Auswanderer nach Amerika besuchte Hahn bei einem Aufenthalt in Deutschland. Er meinte, Hahn solle ihn nun auch einmal in Amerika besuchen. Worauf der erwiderte, dass er im Geist bereits dort gewesen sei.
Nun schilderte ihm genau das Aussehen seines Hauses und die Umgebung, auch die Einrichtung seiner Wohnung mit ihren Zimmern, Öfen und Möbeln. Auch sagte er ihm, welche Personen in welchen Zimmern schliefen.
Doch darin erschöpften sich Hahns Fähigkeiten noch nicht.
Einmal heilte er ein todkrankes Mädchen, das eigentlich bereits schon tot war, durch sein inniges Gebet.

Auch die Natur schien ihm gelegentlich zu gehorchen:
Einmal versammelte er sich mit vielen Zuhörern in einem Tannenwald. In den Bäumen wehte ein starker Wind, so dass man sein eigenes Wort nicht hören konnte. Hahn, der noch aufrecht stand, hob seine rechte Hand auf, richtete seinen Zeigefinger empor und rief laut: „ > O <> Diese Worte waren so vermögend, dass man sogleich kein Lüftchen mehr wehen hörte, so dass alle Anwesenden sehr vergnügt wurden. Anschließend redete Hahn über 1. Korinther 13 und redete gewaltig und nicht nur wie ein Schriftgelehrter.
Ein anderes Mal schickte er ein aufziehendes Gewitter, das bereits mit Hagelschloßen an die Fensterscheiben prasselte, mit den Worten: " Dort drüben in dem großen Wald kannst du deine Rache ausüben, bei uns aber nicht " . Wirklich verzog sich das Wetter gegen den Wald hin, sich dermaßen entladend, dass dieser selbst übel zugerichtet dastand. Hahn vertrieb durch sein Machtwort auch Maikäfer von den Obstbäumen und verjagte Maulwürfe aus den Gärten der Gläubigen


Montag, 1. März 2010

Johann Christoph Blumhardt

- Was uns die Krankengeschichte der Gottliebin Dittus sagt -


Vorgeschichte

Im August 1844 schrieb der Pfarrer Johann Christoph Blumhardt aus Möttlingen einen Bericht an die oberste Kirchenbehörde über die die außergewöhnlichen Geschehnisse in Zusammenhang mit dem Kirchenglied Gottliebin Dittus.

Diese wurde am 13.10.1815 in Möttlingen geboren. Schon bald nach der Geburt (!!!) machte sich Ungewöhnliches bemerkbar. Blumhardt berichtet: “Sie stand bald nach ihrer Geburt in Gefahr, unsichtbar weggetragen zu werden. Ihre Mutter,(…) , erzählte ihr oft, sie habe das Kind neben
sich im Bette gehabt, und im Schlafe sei ihr plötzlich bange um das Kind geworden, sei erwacht, habe das Kind nicht gefühlt und ausgerufen: „Herr Jesus, mein Kind!“ Da fiel etwas an der Stubentür zu Boden, und es war das Kind. Dasselbe kam auf ähnliche Weise noch einmal vor.“

Im Alter von 21 Jahren (1836) machte sich eine Nierenkrankheit bemerkbar, die bis 1838 anhielt und an der sich “viele und angesehene Ärzte” versuchten. Auch das ist für das Verständnis des Folgenden nicht unerheblich, zumal gestörte Beziehungen zu anderen Menschen “an die Nieren gehen”, sich also, psycho-somatisch gesehen, in Fehlfunktionen dieser ausdrücken können.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie Nierensteine, denn “Es blieben ihr von der Krankheit manche körperliche Gebrechen, die meist Bezug auf den Unterleib hatten, dass sie z.
B. das Wasser nie ohne ein vom Arzt erhaltenes Instrument lösen konnte“ Das würde von der materiellen Seite die ab 1940 auftretenden Krämpfe erklären.
Bemerkenswert ist ferner, dass diese Nierenkrankheit zu einem „kürzeren Fuß (und eine) hohe Seite“ führte - also zu einer andauernden Verkrampfung.
Es erstaunt, dass diese Zusammenhänge Mitte des 19. Jahrhundert offenbar noch nicht gesehen werden konnten.
Vielmehr ist es Blumhardt wichtig mitzuteilen, dass sie seitdem mit ihren Geschwistern „ein stilles, zurückgezogenes Leben“ führte und um „ihrer gediegenen christlichen Erkenntnis
willen geachtet und geliebt“ wurde.

Bevor wir nun auf die eigentlichen Kämpfe eingehen, sei gleich gesagt, dass mit dem Aufhören dieser auch „alle ihre früheren Gebrechen,(…) , ganz aufgehoben (wurden),
die hohe Seite, der kurze Fuß, die Magenübel usw. Dabei wurde ihre Gesundheit immer fester und dauerhafter…“

Erwähnenswert ist noch eine Gesichtsrose an der sie ab „Dezember (…) bis in den
Februar 1842 herein litt“ und an der sie „sehr gefährlich krank“ lag.


Wirkungen des gelockerten Lebensleibes

Aus dem wenigen, dass hier gesagt wurde, zeigt sich für den Kenner, dass bei der Klientin eine Lockerung des Lebensleibes vorliegen muss. Der Lebensleib ist jener unsichtbare Organismus, der die Seele mit dem physischen Leib verbindet und über die physischen Vorgänge herrscht. Die Erkrankung zeigt, dass ihm das - auf Grund tieferer Ursachen (die in der Seele liegen) - nicht so recht gelingt.
Diese mangelnde Verankerung des Lebensleibes im Physischen erklärt, dass infolge die Gottliebin Dittus Verstorbene (!) wahrnehmen muss - was Blumhardt in seiner Unkenntnis der Geist-Seele-Leib- Zusammenhänge verwunderte („Merkwürdig war es, dass G. von Anfang an entweder im Schlafe, oder wenn sie nicht bei ihren gewöhnlichen Sinnen war, beständig in der Gesellschaft dieser Geister sich befand, von denen sie viele kannte„) - und zwar solche, deren Sinn selbst noch auf das Physische gerichtet ist.
So sieht sie gleich zuerst „ganz besonders häufig die Gestalt eines 2 Jahre vorher verstorbenen Weibes von hier (Möttlingen) mit einem toten Kinde auf den Armen. Dieses Weib, (…), stehe immer auf einer gewissen Stelle vor ihrem Bett und bewege sich zuweilen zu ihr her und wiederhole oft die Worte: „Ich will eben Ruhe haben“ oder: „Gib mir ein
Papier, so komme ich nicht wieder“ usw.“ Ein andermal eine „weibliche Gestalt, die sie in ihrem eigenen Logis gesehen hatte. Ihren Aussagen nach war das eine (…) zwei Jahre vorher verstorbene Witwe, die auf ihrem Totenbette heftige Gewissensbisse bekommen, schwere Sünden mir (Blumhardt) bekannt und nur wenig Ruhe vor dem Tode gefunden hatte.“

Blumhardt rang sich nun durch, die Verstorbene selbst anzusprechen, „etwa so: „Hast
du denn keine Ruhe im Grab?“ – „Nein.“ – „Warum nicht?“ – „Das ist meiner Taten Lohn.“ – „Hast du denn“, fuhr ich fort, nur still voraussetzend, dass es jene Person sei, „mir nicht alle Sünden gestanden?“ – „Nein, ich habe zwei Kinder gemordet und im Acker begraben.“ – Weißt du denn jetzt keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?“ – „Beten kann ich nicht.“ –
„Kennst du denn Jesum nicht, der Sünden vergibt?“ – „Den Namen kann ich nicht hören.“

Es befremdet, dass Blumhardt von den Verstorbenen als von Dämonen spricht. Das ist sicher den entsetzlichen Vorkommnissen, seiner Unkenntnis und seinen Vorurteilen geschuldet.

So schreibt er :„Der erste Dämon (…) war jenes Weib, durch welches die ganze Sache angeregt schien.“ Dann wieder „schauerlich war das Benehmen eines Dämon, der früher im Hause der G. von dieser gesehen worden war und jetzt als Meineidiger sich zu erkennen gab. Er rief zu wiederholten Malen die Worte aus, die an einem Fensterladen jenes Hauses gemalt stehen: „O Mensch, bedenk‘ die Ewigkeit, Versäume nicht die Gnadenzeit, Denn das Gericht ist nicht mehr weit!“ Und in ähnlicher Gedankenlosigkeit geht es fort: „Außer dem vielen, das noch anzuführen wäre, erwähne ich nur noch der Äußerung eines Dämons, der sich für einen vor 40 Jahren in Hamburg verstorbenen Arzt ausgab, auch seinen Namen nannte“


Keine Dämonen, nur erdgebundene Seelen

In Wirklichkeit hatte es also Blumhardt lediglich mit erdgebundenen Verstorbenen zu tun und den Wirkungen der Kräfte, die von ihnen ausgingen im Verbund mit den - durch die Krankheit chaotisierten - Kräften der Dittus.
Von einem Teufel und Dämonen, wie sie naiv noch von vielen Christen als persönlich handelnde und Menschen beeinflussende Wesen geglaubt werden, kann keine Rede sein.
„Viele gaben sich zu erkennen, indem sie förmlich ihren Namen sagten, was namentlich
die taten, die seit meiner Amtsführung hier gestorben waren. Andere nannten den Ort, wo sie her wären, oft Hunderte von Stunden entfernt. Selbst aus Amerika wollen etliche gekommen sein.“

Von einigen der Verstorbenen ließ sich Blumhardt darauf ein, ihren Bitten zu entsprechen, da sie „weder durch Drohungen, noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen ließen.“
So eine Frau, die er im Leben gut gekannt hatte: „Sie zeigte damals eine Begierde zum Worte Gottes und nach Trost, wie ich sonst nicht leicht wahrgenommen hatte, wie denn auch kaum eine Woche verging, da sie nicht zwei- bis dreimal in mein Haus kam und mich besuchte.“

Sie fand nach dem Tod keine Ruhe. Nun „mit innerlichem Aufblick zu dem Herrn fragte ich (Blumhardt ) sie: „Wo willst Du denn hin?“` – „Ich möchte in Ihrem Hause bleiben“,
antwortete sie. – Ich erschrak und sagte: „Das kann unmöglich sein.“ – „Darf ich nicht in die Kirche gehen?“ fuhr sie fort. Ich besann mich und sagte: „Wenn Du mir‘s versprichst, dass Du niemanden stören und nie Dich sichtbar machen willst, unter der Voraussetzung, dass es Jesus Dir erlaubt, habe ich nichts dagegen.“ Es war ein Wagnis von mir, doch vertraute ich dem Herrn, er werde alles recht machen, da ich mich vor ihm keiner Vermessenheit schuldig fühlte. Sie gab sich zufrieden, nannte noch den äußersten Winkel, dahin sie sich begeben wolle, und fuhr sodann freiwillig und leicht aus nach dem Anschein.Von alledem wurde der Kranken nichts gesagt; und doch sah sie das Weib zu ihrem großen Schrecken an der bezeichneten Stelle in der Kirche. Außer ihr aber gewahrte niemand etwas davon, und in der Folge hörte die Erscheinung ganz auf .„

„Auf gleiche Weise suchten auch andere Geister (Verstorbene), die durch Abgötterei und Zauberei noch Gebundene des Teufels zu sein vorgaben, während sie sonst Liebe zum Heiland hätten, Befreiung und Sicherheit. Nur mit äußerster Behutsamkeit und angelegentlichen Bitten zu dem Herrn ließ ich mich in das Unabweisbare ein. Mein Hauptwort war immer: „Wenn Jesus es erlaubt!“ Es zeigte sich auch, dass eine göttliche Leitung darunter waltete. Denn nicht alle erlangten, was sie baten, und manche mussten, auf die freie Barmherzigkeit Gottes sich verlassend, fortgehen.“

Einer der Geister bat gleichfalls darum, in die Kirche gelassen zu werden. Ich sagte mein gewöhnliches „Wenn es Jesus erlaubt!“ – Nach einer Weile brach er in ein verzweifeltes Weinen aus und rief oder hörte rufen: „Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“ mit dem Bemerken, es werde ihm nicht gestattet, in die Kirche zu gehen. Ich sagte: „Du siehst, dass der Herr es ist, der Dir den Weg zeigt, und dass es also nicht auf mich ankommt. Geh
hin, wo der Herr Dich hingehen heißt!“ – Dann fuhr er fort: „Dürfte ich nicht in Ihr Haus gehen?“ Diese Bitte überraschte mich; und an Frau und Kinder denkend, wollte ich nicht geneigt sein, zu willfahren. Allein ich bedachte mich, ob es nicht eine Versuchung für mich sein soll, zu zeigen, dass ich mir alle Aufopferung gefallen lassen könne, und sagte daher endlich: „Nun denn, wenn Du niemand beunruhigst, und Jesus es Dir erlaubt, so mag es geschehen.“ – Plötzlich hörte ich wieder etwas, wie von höherer Stimme, aus dem Munde der Kranken, das rief: „Nicht unter Dach! Gott ist ein Richter der Witwen und Waisen!“
Der Geist (Verstorbene) fing wieder nach dem Ansehen an zu weinen und bat, wenigstens in meinen Garten gehen zu dürfen, was ihm jetzt gestattet zu werden schien.
Es war, als ob einst durch seine Schuld Waisen um ihr Obdach gekommen wären.“


Fazit
In der gesamten Krankengeschichte, wie sie Blumhardt mitteilte, es nirgends ersichtlich, dass es irgendwelche Dämonen oder einen Teufel gäbe, wie sie heute noch gern von buchstabengläubigen Christen vorgestellt werden.

Auch geht aus dem Bericht hervor, dass der Mensch keinesfalls mit dem physischen Tod auch tot nach Seele und Geist ist - wie das abgesehen von den Materialisten, die Adventisten und Zeugen Jehovas behaupten.
Er ist aber auch nicht aus Gnade einfach im Himmelreich oder in der ewigen Verdammnis, sondern befindet sich - seinem Erdenleben gemäß in der Sphäre, die seinem Seeleninhalt entspricht.

Damit ist dieser Bericht übereinstimmend mit dem, was auf die vielfältigste Weise uns bekannt wurde.
Auch mit Nahtoderlebnissen stimmen die hier gemachten Äußerungen der Verstorbenen überein.

Viele Ansichten, die heute unter den Gläubigen gang und gäbe sind, müssten deshalb überdacht werden.
Lohnenswert ist auch ein Nachgehen der Frage, weshalb der eine Mensch dieses oder jenes Schicksal erleidet.
Was führte dazu, dass z.B. mit Gottliebin Dittus bereits kurz nach der Geburt „Unerklärliches“ geschah?
Nur wenn wir Christen nicht mehr schludrig denken, werden wir im Glauben wachsen können und wahrhaft ein Licht in der Finsternis sein.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Der innere Aufbau des Menschen

Der Mensch wird allgemein unterteilt in Geist, Seele und Leib (1.Thess. 5,23). Das ist eine recht grobe Einteilung, die wir uns etwas genauer ansehen wollen.

Der Leib ist zunächst das physisch - sichtbare des Menschen, also das, was auch noch eine Zeit nachdem er gestorben ist, als Leiche, sichtbar ist.
Dieser Leib ist aus materiellen Stoffen aufgebaut, die nach dem Tod „ihre eigenen Wege gehen.“
Solange der Mensch noch lebt sind diese physischen Stoffe anderen als den ihr innewohnenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Das macht der Vergleich zwischen einer Leiche und einem lebenden Menschen deutlich.

Man könnte deshalb diese lebendige Kräfteorganisation „Lebensleib“ nennen.
Einen solchen Lebensleib haben auch die Pflanzen und die Tiere. Kennzeichen dieses Lebensleibes sind Stoffwechsel, Wachstum und Fortpflanzung.
Aber der Mensch ist mit diesen Tätigkeiten ja noch nicht erschöpfend beschrieben.
Ein Mensch hat auch, wie das Tier, Gefühle.

Was drücken Gefühle aus? Die Beziehungen, also das Verhältnis, das dieses Lebewesen zu anderen Lebewesen oder leblosen Dingen hat. Grob eingeteilt: Das, was geliebt wird, wird aufgesucht; das, was gehasst wird, gemieden.
Beim Tier geschieht das instinktiv, beim Menschen bewusster. Deshalb sagt man auch, das Tier sei eine Seele, aber der Mensch habe eine Seele. Was wiederum zeigt, dass der Mensch mit Leib und Seele noch nicht ausreichend beschrieben ist.

Der Mensch kann nämlich über sich selbst reflektieren, d.h. er kann sich quasi selbst gegenüberstehen und betrachten. Das ist durch den Geist möglich. Synonym für Geist könnte man auch das Wort „Ich“ setzen. Wenn wir das tun, dürfen wir aber nicht unter „Ich“ dieses oder jenes verstehen, wie „Ich bin geizig“, „ich bin klug“ sondern nur jene allgemeine Energie, die es mir überhaupt erst ermöglicht, solche Aussagen zu machen. Was ist das für eine Energie? Es kann keine andere sein, als die die mir auch alle bisher genannten Funktionen ermöglichte, also Lebenstätigkeiten wie bei Pflanze und Tier und Beziehungen haben wie sie auch das Tier hat.
Geist aber ist das pure Leben, das Leben an sich. Zur Verdeutlichung ein Vergleich mit den Radiowellen: Damit wir einen Sender hören können, muss ein Programm auf die Trägerwelle moduliert werden. Die Programme entsprechen den verschiedenen Funktionen, die genannt wurde. Sie sind das Spezifische. Nun kann man aber eine Trägerwelle auch ohne Programme aussenden. Dann würden wir zwar nichts hören. Aber die Trägerwelle an sich, würde trotzdem da sein.

Was ist nun das Wesen des Geistes? Es ist ewig und es ist schöpferisch. Es ist Gott (der Vater). Damit will ich aber nicht sagen, dass Du oder ich Gott sind. Wir sind es deshalb nicht, weil unsere Liebe sich noch auf vergängliche Dinge, also die Schöpfungen des Geistes bezieht. Aber der Mensch könnte unmöglich Gottes Kind, oder ein Sohn Gottes werden - wie es uns verheißen ist - wenn nicht Gott in uns schon immer „anwesend“ gewesen wäre. Es gibt nichts, was völlig außer ihm wäre. Nur durch ein falsches Bewusstsein, und was daraus resultiert ist der Mensch von Gott getrennt.

Mit dem hier geschilderten Aufbau des Menschen wird es möglich sein, zu verstehen was nach dem Tod geschieht, aber auch die Geistesentwicklung der Menschheit vom Sündenfall bis zur heutigen Zeit. Wer also vom Glauben zum Verstehen, zum Gottschauen gelangen möchte, tut gut, sich in die hier gemachte Schilderung zu vertiefen.


Der Sündenfall
Zur Wiederholung:Der Mensch besteht aus physischen Leib (Materie), Lebensleib (das, was den physischen Leib durchorganisiert und die materiellen Gesetzmäßigkeiten in einen ganzheitlichen Zusammenhang stellt), Seele (das was Beziehungen schafft), Geist (Das Ewige).
Wie können wir uns nun den Menschen im Paradies vorstellen, also unmittelbar nachdem er geschaffen wurde?

Seine Seele war noch völlig beziehungslos, sein Geist noch nicht tätig. Damit war der Mensch ein völlig reiner Spiegel der ihn umgebenden Realität.
Der Geist wurde aber sofort mittels des physischen Leibes tätig. Der eigene Leib wurde von des Menschen Geist durchdrungen.
Dadurch entstand eine geistige Vorstellung vom Leib.
Dieses innere Bild ( = Vorstellung ), das der Mensch so gewonnen hatte, wurde mit den anderen Vorstellungen verglichen, die ihm durch den Anblick der Tiere gegeben wurden.
Dadurch, dass man das eine mit dem anderen vergleicht und so das Gemeinsame aber auch das Trennende feststellt, entsteht ja jede Erkenntnis. So erkannte also zunächst der Mensch die Tiere und konnte sie deshalb mit Namen benennen.

Nachdem er die Tiere mit Namen benannt hatte war dieser Erkenntnisvorgang beendet. Folgerichtig fällt der Mensch nun in einen Schlaf, da nichts mehr seine Aufmerksamkeit erregt. In diesem Schlaf aber begegnet sein Geist der Vorstellung des eigenen Leibes (s. oben).
Der Mensch steht damit erstmals sich selbst gegenüber, und da des Menschen Geist noch nicht von Gottes Geist getrennt ist, ist dieser Geist in einem noch unbeschränkten Sinne schöpferisch.
Die Vorstellung, die der Mensch zuvor von sich selbst hatte, ihm aber nicht bewusst war, wird nun substantiell herausgesetzt.
Nun ist aus dem bisher ungeschlechtlichem Menschen Mann und Frau geworden.

Da nun der Mensch sich gegenüber steht, kann er auch sich selbst erkennen.
Das Erkennen dringt nun noch mehr dem Ursprung zu - denn wie bereits gesagt wurde, begann der Erkenntnisprozess mittels des menschlichen Leibes, und nun ist er wieder bei ihm angelangt. Der Mensch erkennt nun, dass er erkannte.

Dieser bisher stattgefundene Prozess zeigt sich ihm im Bild der Schlange. (Es ist ganz klar, dass es sich hier um einen inneren Vorgang handelt und die Schlange hier nicht eine physisch greifbare Schlange ist. Aber alle Schlangen sind physischer Abbilder lebendiger Kraftrichtungen, Bilder kanalisierter Energie, psychisch ausgedrückt: der Triebe.)
Da nun das Erkennen auf tieferes ausgerichtet ist, kommt es wieder an eine Grenze, und zwar der zwischen Erkennbaren und (vorläufig) Nichterkennbarem, nämlich der zwischen dem Geschaffenen an sich und dem Schaffenden, oder anderes ausgedrückt zwischen Form und Energie (die formlos ist).

Da der Mensch nichts anderes tat und „wollte“ als erkennen steht er nun dem Unerkennbaren gegenüber. Sein Erkenntnistrieb stößt also auf eine „Mauer“. Der Erkenntnistrieb wird ohnmächtig. Die Urangst und damit der Tod waren „geboren“. Das beendete den Zustand der Harmonie mit Gott (Paradies).

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Anmerkung:
Inzwischen habe ich entdeckt, dass auch Ignatius von Loyola (1491-1556) die Stufen Pflanze, Tier, Mensch ähnlich, wie hier dargestellt, sah.

"Betrachtung, um Liebe zu erlangen

Schauen, wie Gott in den Geschöpfen wohnt:

in den Elementen, indem er Sein gibt;
in den Pflanzen, indem er belebt;
in den Tieren, indem er wahrnehmen macht;
in den Menschen, indem er Verstehen gibt;
und so in mir,

indem er mir Sein gibt;
indem er beseelt;
indem er wahrnehmen macht
und indem er mich verstehen macht;
ebenso indem er einen Tempel aus mir macht, da ich nach dem Gleichnis und Bild seiner göttlichen Majestät geschaffen bin. "

Aus dem Exerzitienbuch (eine neuere Übersetzung)