Freitag, 7. Mai 2010

Führung und Verführung



Wer vorwärts gehen will, verlässt das Gewohnte. Ihm begegnet deshalb das Neue, Ungewohnte, Fremde. Ängstliche Gemüter bleiben dann lieber im Gewohnten… - und häufig warnen sie dann andere, ja nicht einen Schritt über das Gewohnte hinaus zu machen: Man könnte sich da nicht zurecht finden, könnte sich verirren, kurz, man könnte “verführt” werden.
Natürlich besteht dazu die Möglichkeit. Aber kein Kind würde laufen lernen, wenn es nur immer daran denkt, dass es hinfallen könnte.
Wenn wir das Ziel des Glaubens erreichen möchten, müssen wir uns in das Unbekannte hineinbegeben, weil wir eben nicht im Alten - dem der “Verdammnis” Unterworfenem - bleiben können. Abraham musste die angenehme Sicherheit Babylons verlassen und in unbekanntes Land gehen…
Um da nicht die Orientierung zu verlieren, müssen wir unser Ziel kennen, muss es immer vor uns stehen. Wer nicht weiß, was er will, wird kaum an ein Ziel kommen.
Das Ziel unseres Christenlebens ist unser völliges Heil, d.h. mit anderen Worten ständig sich erneuernde und damit immerwährende (ewige) Gesundheit von Geist, Seele und Leib.
Wir sollen zum vollkommenen Menschen werden: “ So sollen wir alle zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen (weil er bereits der verwirklichte neue Mensch ist), damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.” (Eph. 4,13)

Man muss natürlich auch wissen, wo unserer Heil beginnt. Beginnt es mit dem Leib? Mit der Seele? Nein, es beginnt im Geist, genauer in unseren Gedanken.
Denn das “Wort Gottes” nehmen wir auf und ist dann zunächst Gedanke in uns. Diese Gedanken werden nun konfrontiert mit den anderen Gedanken und Vorstellungen in uns. Welche dann unser weiteres Denken, Fühlen und Handeln bestimmen, ist abhängig davon, welche Gedanken siegen.

Natürlich halten wir das für wirklicher, was wirkt. Und das ist bei den neuen Gedanken erst einmal überhaupt nicht der Fall, einfach weil sie neu sind und wir ihre Wirkung noch nicht erlebt haben. Deshalb werden sie auch schnell vergessen…

So können wir bereits hier verführt werden, dass wir (neue) Gedanken nicht so wichtig nehmen, und deshalb auch nichts Neues erfahren werden.

Nun ist ein isolierter Gedanke, also einer, der allein steht und nicht durch andere gestützt und bestätigt wird, immer anfällig in Vergessenheit zu geraten. Deshalb ist es wichtig für einen Christen, dass er nicht nur einige isolierte Glaubenssätze kennt und an ihnen festhält, sondern, dass diese durch Gedanken (andere Wahrheiten) mit anderen Glaubenssätzen und der als wahr erkannten Realität verbunden werden. Nur so kann der Glaube kraftvoll werden.
Was also für einen Gläubigen notwendig ist, das ist die Erkenntnis der Wahrheit.
“Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.” (Jo. 8,32).

Wer die Wahrheit nicht sonderlich schätzt, und das sind die meisten Menschen und leider auch die meisten Christen, wird nicht weit kommen. Er bleibt nicht nur im Falschen, sondern ist auch ein leichtes Opfer der Verführung.
Um Wahrheit zu erkennen, müssen wir aufmerksam sein und uns bemühen klar und logisch zu denken und so viel Wissen wie möglich, uns aneignen.
Das trifft besonders auf alles Menschliche zu; denn der Alte Mensch soll sterben und der Neue leben (Rö. 6,6; Eph. 4,22). Also ist es wichtig, sich mit dem Menschen an sich und im Besonderen mit sich selbst auszukennen.
Wie will ich denn sonst erkennen, ob etwas von Gott, von mir oder anderswo kommt? Ich kann ja nur da unterscheiden, wo mir etwas bekannt ist.
Folglich: Ohne tiefe Selbsterkenntnis gibt es auch keine Gotteserkenntnis.

Und da alle wirkliche Veränderung von Innen heraus (also mit den Gedanken) beginnt, kann ein äußeres Wirken, wie man es immer erstrebt, wenn man von Erweckung, vom Wirken des Geistes spricht, nicht das Eigentliche sein!
Der Mensch, solange er nicht reif ist, sucht immer Ereignisse, die ihn von Außen in wunderbarer Weise überwältigen.
Wer aber wirklich glaubt, muss nicht auf ein kollektives Geschehen in Bezug auf Heilungen und Wunder warten, sondern kann vertrauen, dass seine eigene Heilung zur rechten Zeit eintrifft, das kleine und manchmal auch große Wunder seinen Weg begleiten.
Wahrer Glaube aber ist immer enthusiastisch, denn was gibt es Besseres, als dass wir wirklich immer glücklicher und gesunder werden können?

Derjenige, der weiß, dass er ein ewiges Wesen ist, hat sein Haus auf dem Felsen gebaut (Mt. 7,24). Er kann nicht mehr erschüttert werden (Hebr. 12,26-27).
Mit dieser inneren Gewissheit hat er eine sichere Führung, wird er jedes Straucheln, Irren, jede Verführung überwinden.


Dienstag, 4. Mai 2010

Zum Bibelverständnis



Angesichts der vielen Unklarheiten, die Christen haben, empfiehlt es sich auf solche Menschen zu hören, die in tiefer Verbundenheit mit dem Herrn lebten.
Zu solchen gehörte Sadhu Sundar Singh.

Er sagte: „Ich schicke niemand zu den Theologen, weil sie oft ihren geistigen Sinn verloren haben. Sie können den Sinn der griechischen Worte erklären. Aber sie bringen ihr Zeit mit Büchern zu und nicht genug beim Herrn (…)
Nicht, dass ich allem Unterricht feindlich gesonnen wäre, aber der Unterricht ohne das Leben ist gewiss gefährlich. Nur bei einem harmonischen Zusammenleben zwischen Kopf und Herz werden wir große Ergebnisse für Gottes Ehre erzielen.“

Zu Bibel und Inspiration bemerkte er:

"Der heilige Geist ist der wahre Verfasser der Heiligen Schrift; damit meine ich nicht, dass jedes hebräische oder griechische Wort aus göttlicher Eingebung stamme. So wie meine Kleider nicht ich selbst bin, so sind auch Schriftworte nur Menschenworte. Die Sprache des des täglichen Lebens kann geistige Dinge nicht wirklich erschöpfend ausdrücken. Daher die Schwierigkeit für uns, durch die Worte zur wirklichen Bedeutung hindurchzudringen, Denen aber, die mit dem Verfasser, d.h. mit dem heiligen Geist in Berührung stehen, ist alles offenbar."

"Wenn der heilige Geist zu Menschen redet, so spricht er nicht mit menschlichen Worten, sondern in jener Sprache des Herzens, jener unmittelbaren, wortlosen Sprache der geistigen Welt, die ich in der Ekstase vernehme.
Hernach aber versuchten die biblischen Verfasser, Worte zu finden, um das ausdrücken zu können, was ihnen geoffenbart worden war.
Oftmals vermochten sie wohl nicht die richtigen Worte zu finden, aber den Sinn, den sie auszudrücken versuchten, entstammte göttlicher Eingebung. Sie mussten die Schwierigkeiten den vollen Sinn von etwas auszudrücken, das sich oft nicht mit Worten sagen lässt, schmerzlich empfunden haben."

Und der Verfasser des wunderbaren Buches über ihn - Friedrich Heiler - ergänzte:
"So enthält das Gotteswort der Bibel im Geist geschaute göttliche Wahrheit in der unvollkommenen Hülle der menschlichen Sprache - wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen (2. Kor. 4,7)

"Das Christentum umfasst viele Wahrheiten, die wir nicht verstehen, wenn wir sie bloß aus Büchern kennen lernen. Sie werden nur dadurch verständlich, dass wir sie erleben.
Das Christentum ist keine Buchreligion, sondern eine Religion des Lebens." (S. Sundar Singh)

"Weil aber geistliche Dinge ohne Gebet und Versenkung nicht wahrgenommen werden können, darum sind Meditation und Gebet der eigentliche Schlüssel der Heiligen Schrift." (Friedrich Heiler)

Das heutige Christentum, weil es mehr ein Buchwissen ist, statt Leben in der Kraft Gottes, ist deshalb auch so erkenntnislos.
Der Chinese Ku Hung Ming meinte deshalb: "Sie (die Westler) haben eine Religion, die ihr Herz befriedigt, aber nicht ihren Kopf. An diesem Zwiespalt wird Europa zu Grunde gehen."

Obwohl der bekannte Theologe Karl Barth wenig zur Hebung des Gesamtzustandes der Christenheit beitrug, meinte er doch, "es waren immer ungute Zeiten in der christlichen Kirche, wenn die christliche Dogmatik- und Theologiegeschichte Gnosis (Erkenntnis) und Pistis (Glaube) trennten."

Diese verhängnisvolle Trennung führte zu einem Agnostizismus. Durch ihn werden Gedanken und Vorstellungen kraftlos gemacht. „Gefühle werden stumpf gemacht, der Wille wird leer gemacht, und dann ist der Mensch ausgeliefert entweder irgendeiner äusserlichen Autorität, die ihm seinen Imperativ gibt, oder eben dem Animalischen, demjenigen, was als die physischen Bedürfnisse sich geltend macht, demjenigen, was aus der tiefsten unterbewussten Welt ohne alles Vorstellen, ja ohne alles Regulative des Fühlens heraufquillt." (Steiner)

Der einst bekannte Evangelist Gerhard Bergmann schrieb im Vorwort seines Buches "...und es gibt doch ein Jenseits": "Der moderne Mensch möchte nicht nur glauben, sondern wissen... Denn ein Glaube ohne Wissen führt leicht in Aberglauben und Schwärmerei. Wissen ohne Glauben an Jesus Christus verleitet leicht zu Hochmut und Zweifel und treibt in Irrtum und zu Fehlurteilen."








Schauungen Sadhu Sundar Singhs



Sadhu Sundar Singh war ein begnadeter Christ, für den der tiefe innere Friede, den er stets verspürte, ein wesentliches Merkmal war.

Neben vielen wunderbaren Erlebnissen hatte er auch Schauungen der unsichtbaren Welt. Lange bevor Tote reanimiert werden konnten, sah er, was geschah, wenn der Tote seinen physischen Leib verließ.

Ein Verstorbener berichtete: "Ich wusste nicht, dass der Geist, wenn er den Leib verlassen hat, seinen eigenen Körper und seine Freunde sehen kann. Ich wünschte, meine Freunde könnten mich sehen, so wie ich sie sehen kann, dann würden sie mich nimmer als Toten betrachten, noch um mich trauern, wie sie es jetzt tun."
Dann prüfte er seinen geistigen Leib und fand ihn wundervoll hell und zart, ganz verschieden von seinem groben irdischen Leib. Hierauf fing er an, seine Frau und seine Kinder, welche weinten und seinen kalten Leichnam küssten, zurückhalten. Er streckte seine zarten geistigen Hände aus und fing an, es ihnen klarzumachen und sie mit großer Liebe von dem Leichnam wegzuziehen, aber sie konnten ihn weder sehen noch seine Stimme hören; und als er versuchte, seine Kinder wegzubringen, schien es, als ob seine Hände durch ihren Leib hindurchgingen, wie wenn sie Luft wären; aber sie fühlten gar nichts.

Die Übereinstimmung mit heutigen Nahtoderlebnissen ist offensichtlich, was sowohl die Richtigkeit dieser als auch die Schauungen Sundar Singhs nahelegen.

Übereinstimmend mit den Schauungen nicht nur christlicher Seher berichtet er, dass der Mensch entsprechend seiner innerseelischen Verfassung an den ihm gemäßen „Ort“ kommt.

Im Laufe des Gesprächs gaben mir einmal die Heiligen folgende Auskunft: "Nach dem Tode wird die Seele eines jeden menschlichen Wesens in die Welt der Geister eingehen - und jeder wird gemäß der Stufe seiner geistigen Reife bei solchen Geistern Wohnung finden, die seinem Wesen und seiner Natur gleich sind, sei es nun in der Finsternis oder im Licht der Herrlichkeit.“

Ein Priester, der sich selber für gar gelehrt und fromm hielt, starb in sehr hohem Alter. Ohne Zweifel war er ein guter Mann. Als die Engel kamen, um ihn an den Ort zu bringen, der für ihn in der Welt der Geister vom Herrn bestimmt war, brachten sie ihn in das Zwischenreich und ließen ihn dort bei vielen andern guten Geistern, die kürzlich angekommen waren (…) Als nun die Engel, die den Priester auf seine Stufe gebracht hatten, mit der anderen Seele zurück-kehrten, die zu holen sie fortgegangen waren, brachten sie diese, am Aufenthaltsort des Priesters vorbei, hin zu einem höheren Ort.
Als dieser das sah, rief er aufbrausend mit lauter Stimme: " Was für ein Recht habt ihr dazu, mich auf halbem Wege zu jenem herrlichen Lande zurückzulassen, während ihr diesen anderen so nahe heranbringt? Ich stehe weder ihm noch euch an Heiligkeit oder sonst irgendetwas nach." Die Engel erwiderten: "Es handelt sich hier nicht um groß und klein, nicht um mehr oder weniger, sondern darum, dass jeder Mensch auf die Stufe gebracht wird, die er durch sein Leben und durch seinen Glauben verdient hat.“
Danach erzählte ihm einer der Engel: "Der Mann, dem eben ein höherer Rang zuerkannt wurde als dir, war nicht etwa ein Gelehrter oder berühmter Mann. Du hast ihn dir nicht sehr genau angesehen. Er war ein Glied deiner eigenen Gemeinde. Die Leute kannten ihn kaum; denn er war ein gewöhnlicher Arbeiter und hatte geringen Verdienst von seiner Arbeit.
Aber in seiner Werkstätte kannten ihn viele als einen fleißigen und ehrlichen Arbeiter. Sein christlicher Charakter wurde von allen, die mit ihm in Berührung kamen, anerkannt. Während des Krieges wurde er zum Dienst in Frankreich bestimmt. Dort wurde er eines Tages, als er einem verwundeten Kameraden half, von einer Kugel getroffen und getötet.
Obwohl sein Tod plötzlich kam, war er dafür bereit; darum braucht er nicht so lange im Zwischenzustand zu bleiben, wie du es wirst tun müssen. Sein rascher Aufstieg ist nicht durch eine Begünstigung bedingt, sondern durch den Wert seines geistigen Charakters. Sein Gebetsleben und seine Demut haben ihn, während er in der Welt war, in hohem Maße für die geistige Welt vorbereitet.“

In dieser Welt der Geister bestimmt der geistige Fortschritt eines jeden das Maß, in dem er fähig ist, Gott zu kennen und zu fühlen, und auch Christus enthüllt Seine verklärte Gestalt einem jeden gemäß seiner geistigen Erleuchtung und Fähigkeit.

(Sadhu Sundar Singh „Gesichte aus der jenseitigen Welt“)